Andrea Sakoparnig
Leipzig University (Universität Leipzig), *, Department Member
- Leipzig University (Universität Leipzig), Zentrale Studienberatung, Department Memberadd
- Adorno's Aesthetic Theory, Theodor W. Adorno, Art Theory, Aesthetic Judgement (Kant, Schiller, Hegel), Aesthetic Theory From Kant to Adorno, Aesthetics and Politics, and 87 moreAesthetics and Theory of Arts, Aesthetics, Installation Art, Contemporary Art, Intermediality, Frankfurt School (Philosophy), G.W.F. Hegel, Immanuel Kant, Theodor Adorno, Poetry, Textual Criticism, Jean-Luc Nancy, Deconstruction, Modern Art, Hermeneutics, Hegel, Philosophy of Art, Performance Art, Philosophy of Science, Intermedia, Heinrich von Kleist, Walter Benjamin, Jacques Rancière, Metaphysics, Thomas Aquinas, Jacques Derrida, Fluxus, Aesthetics and Ethics, Art Criticism, Site-Specific Art, Modernism, Conceptual Art, Adorno, The Frankfurt School, Frankfurt School, Karl Marx, John Cage, Wissenschaftstheorie, Ontology, Epistemology, Wissenschaftstheorie der Geisteswissenschaften, Perception, Relational aesthetics, Interart studies, Aesthetic Experience, Contemporary Art Theory, Kritik der Urteilskraft, Friedrich Schlegel, Hegel, German Idealism, Greek Tragedy, Continental Philosophy and Aesthetics, Critical Theory, Walter Benjamín, John McDowell, Philosophy of Theatre, Speculative Realism, Quentin Meillassoux, Speculative Materialism, Critique as Political Practice, Ideology Critique, Critical and Cultural Theory, Theories of Meaning, Adorno, Benjamin and Bloch, Normativity, Robert Brandom, Paul Celan, Gottfried Wilhelm Leibniz, Baruch Spinoza, Descartes, René, Aesthetic theory, Kritik der politischen Ökonomie, Benjamin, Walter, Ernst Bloch, Hegel's Critque of Kant, Performance Philosophy, Philosophy of performance, Gangnam Style, Abstract Expressionism, Modernism (Art History), 20th century Avant-Garde, Tino Sehgal, Dialectics In Hegel, Marx, Marcuse, Jameson, Roman Jacobson, Marcel Duchamp, and Ready Madeedit
- Referentin bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für das Projekt traNHSform. Zuvor von 2021 bis 2023 Projektmitar... moreReferentin bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für das Projekt traNHSform.
Zuvor von 2021 bis 2023 Projektmitarbeiterin an der Universität Leipzig, Zentrale Studienberatung & Career Service (Aufbau eines peer to peer-Programms für die Studienorientierungsphase) und im Frühjahrssemester 2021 stellvertretende Assistentin (60%) von Prof. Dr. Gunnar Hindrichs.
2019 Promotion an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit zur "Objektivität des Ästhetischen"; davor assoziiertes Mitglied des SFB 626 "Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“. Zwischen 2011-2015 Stipendiatin und assoziiertes Mitglied des Internationalen Graduiertenkollegs ‚Interart‘ der Freien Universität Berlin. In diesem Rahmen Forschungsaufenthalt an der Goldsmiths University London. Studium in München, Heidelberg und Florenz der Theaterwissenschaft (Grundstudium), Philosophie & Germanistik.edit
Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Kant, Philosophy of Art, Minimalism, and 15 moreImmanuel Kant, Theodor W. Adorno, Marcel Duchamp, Aesthetics and Theory of Arts, Aesthetic Experience, Ästhetik, Objecthood in Contemporary Art, Robert Morris, 20th Century Avantgarde, 'Art and Objecthood', Objectivity of Beauty, Art Object, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, Continental Philosophy and Aesthetics, and Tino Sehgal
Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Kant, Contemporary Art, Theodor Adorno, and 18 morePhilosophy of Art, Hegel, Immanuel Kant, Adorno, Adorno's Aesthetic Theory, Theodor W. Adorno, Aesthetics and Theory of Arts, Objectivity, Relational aesthetics, Aesthetic experience, musikalisch-ästhetische Erfahrung, Aesthetic Experience, Objecthood in Contemporary Art, 'Art and Objecthood', Objectivity of Beauty, Art Object, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, Continental Philosophy and Aesthetics, and Bubner
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings eine ganze... more
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings eine ganze Reihe an möglichen Auslegungen – und Fragen. So könnte es sich bei der Ästhetischen Theorie um eine Theorie über Ästhetisches, also schlicht eine Ästhetik handeln. Mindestens genauso naheliegend wäre es jedoch anzunehmen, dass der Titel ‚Ästhetische Theorie‘ eine Theorie anzeigt, die ästhetisch ist, eine ästhetische Theorie also. Gesetzt dem wäre so: Ist sie nun das eine oder (nur) das andere? Ist sie gar beides? Und wenn ja, ist sie beides gleichermaßen? Oder eher bzw. mehr das eine und weniger das andere? Es scheint, als deutete der Titel eine recht innige, verschränkte Beziehung an. Sollten wir daher davon ausgehen, dass die 'Ästhetische Theorie' das eine ist, indem sie das andere ist? Oder sollten wir, mehr noch, darauf abheben, dass sie das eine nur sein kann, indem sie auch das andere ist? Müssten wir gar davon sprechen, dass sie das eine sein muss, um auch das andere sein zu können? Je nachdem wäre diskussionswürdig, ob die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie sein muss, um Theorie über Ästhetisches sein zu können; oder ob sie, anders gewendet, Theorie über Ästhetisches sein muss, um als Theorie überhaupt ästhetisch zu sein bzw. werden zu können. Dies wiederum evozierte die Frage, ob Theorie (nur) ästhetisch sein kann (oder muss), wenn der Gegenstand, auf den sie sich bezieht, ästhetisch ist – und sonst nicht. Ist also die Theorie in der Ästhetischen Theorie ästhetisch um des Ästhetischen willen oder ist die Ästhetische Theorie Theorie über Ästhetisches um des Ästhetisch-Seins (oder: -Werdens) von Theorie willen? Ist mit dem ästhetisch-Sein von Theorie, bzw. dem ‚ästhetische Theorie‘-Sein etwas bezeichnet, das jenseits des ‚Theorie über Ästhetisches‘-Seins Bestand, Bedeutung und Geltung hat? Und was soll es überhaupt heißen, dass Theorie ästhetisch ist? Ist damit eine Theorie gemeint, die in bestimmter Weise, nämlich ästhetisch verfasst ist? Worin aber bestünde eine solche ästhetische Verfasstheit von Theorie? Was bedeutete ästhetisch verfasste Theorie zu sein für den Status des Theorie-Seins? Haben wir mit der 'Ästhetischen Theorie' etwa eine Theorie vor uns, die unser Verständnis von Theorie verändern, gar grundsätzlich in Frage stellen will? Diese Überlegungen berühren freilich die Frage, wie wir den Status der 'Ästhetischen Theorie' einzuschätzen hätten. Stellt die 'Ästhetische Theorie' also ästhetische Theorie vor, dar oder eher bereit? Sprich: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie, insofern dass ästhetische Theorie sich genau einmal, eben als 'Ästhetische Theorie' realisierte? Das bedeutete, dass es ästhetische Theorie jenseits (bzw. nach) der 'Ästhetischen Theorie' nicht gibt und geben kann. Oder: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie gewissermaßen nur am Beispiel einer Theorie über Ästhetisches, so dass sie eine exemplarische oder gar eine paradigmatische Funktion hätte?
Obwohl Adorno mit dem Titel ‚Ästhetische Theorie‘ in geradezu provokanter Weise die komplexe, offenbar vieldeutige Eigensinnigkeit der Ästhetischen Theorie artikuliert, blieb es bisher aus, ebendieser gründlich, gewissermaßen Schritt für Schritt, nachzugehen, mögliche Lesarten auszudifferenzieren und darauf zu verzichten, die 'Ästhetische Theorie' vorschnell auf eine festzulegen. Just dies nehme ich mir mit diesem Beitrag vor. Ich widme mich der Schwierigkeit, die Behauptung, die Adorno uns mit der 'Ästhetischen Theorie' zumutet, überhaupt zu verstehen. Ich frage also: Was und wozu ist die 'Ästhetische Theorie'? Und antworte darauf, indem ich mögliche Lesarten vorstelle, als was (und wie) sie gelesen werden kann.
Obwohl Adorno mit dem Titel ‚Ästhetische Theorie‘ in geradezu provokanter Weise die komplexe, offenbar vieldeutige Eigensinnigkeit der Ästhetischen Theorie artikuliert, blieb es bisher aus, ebendieser gründlich, gewissermaßen Schritt für Schritt, nachzugehen, mögliche Lesarten auszudifferenzieren und darauf zu verzichten, die 'Ästhetische Theorie' vorschnell auf eine festzulegen. Just dies nehme ich mir mit diesem Beitrag vor. Ich widme mich der Schwierigkeit, die Behauptung, die Adorno uns mit der 'Ästhetischen Theorie' zumutet, überhaupt zu verstehen. Ich frage also: Was und wozu ist die 'Ästhetische Theorie'? Und antworte darauf, indem ich mögliche Lesarten vorstelle, als was (und wie) sie gelesen werden kann.
Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Art Theory, Frankfurt School (Philosophy), Theodor Adorno, and 20 morePhilosophy of Art, Aesthetics and Politics, Adorno's Aesthetic Theory, Frankfurt School, Theodor W. Adorno, Aesthetics and Theory of Arts, Aesthetic theory, Wissenschaftstheorie, Theory of Science, Ästhetik, Kritische Theorie, Paradigm Shifts, Kunst, Kritische Ästhetik, Aesthetics and Theories of Art (A. Warburg, Kunsttheorie, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, Frankfurter Schule, äSthetische Theorie, and Horkheimer Max Adorno Theodor W Dialectic of Enlightenment Philosophical Fragments
Nach Adorno besteht das kritische Potential von Kunst in der Arbeit gegen den gesellschaftlichen Schein. Indem Adorno Kunst allerdings auf eine dialektische Strategie verpflichtet, legt er das Kunstwerk-Sein auf eine ding-bzw. objekthafte... more
Nach Adorno besteht das kritische Potential von Kunst in der Arbeit gegen den gesellschaftlichen Schein. Indem Adorno Kunst allerdings auf eine dialektische Strategie verpflichtet, legt er das Kunstwerk-Sein auf eine ding-bzw. objekthafte Form fest. Dieser Restriktion widerspricht zeitgenössische Kunst, ohne jedoch den ideologiekritischen Anspruch aufzugeben. Im Ausgang einer Arbeit Tino Sehgals plädiere ich dafür, das Verständnis von ästhetischer Objektivität vom Paradigma des Objekthaften zu entkoppeln und argumentiere, dass sich materialistische Ästhetik, ohne ihren ideologiekritischen Kern zu verlieren, von der Privilegierung eines Erfahrungstypus lösen kann, um der Pluralisierung von künstlerischen Formen und Erfahrungslogiken gerecht zu werden.
Abstract: According to Adorno the critical potential of art lies in its work against societal semblance. By pleading for a dialectic strategy he compels art-works to be of a certain material objectness. Contemporary art does not conform to this restriction without relinquishing the anti-ideological claim. Based on a work of Tino Sehgal I plead to decouple the notion of aesthetic objectivity from the paradigm of objectness and I argue that materialist aesthetics can deliver itself of the privileging of a certain type of aesthetic experience – without betraying its anti-ideological core – thus doing justice to the current plurality of artistic forms and logics of aesthetic experience.
Abstract: According to Adorno the critical potential of art lies in its work against societal semblance. By pleading for a dialectic strategy he compels art-works to be of a certain material objectness. Contemporary art does not conform to this restriction without relinquishing the anti-ideological claim. Based on a work of Tino Sehgal I plead to decouple the notion of aesthetic objectivity from the paradigm of objectness and I argue that materialist aesthetics can deliver itself of the privileging of a certain type of aesthetic experience – without betraying its anti-ideological core – thus doing justice to the current plurality of artistic forms and logics of aesthetic experience.
Research Interests: Critical Theory, Cultural Studies, Aesthetics, Theatre Studies, Art Theory, and 30 morePerformance Studies, Contemporary Art, Theodor Adorno, Cultural Theory, Critical Thinking, Hermeneutics, Performance Art, Performativity, Contemporary Arts, Performance and performativity, Situationism, Modernism, Art Theory and Politics, Adorno's Aesthetic Theory, Performance Theory, Theodor W. Adorno, Karl Marx, Objectivity, Aesthetic Experience, Ästhetik, Performance Art and Public Spaces, Art Theory and Criticism, Theory of Art, Semblance, Aesthetics of Experience, Theater and Performance Studies, Kunsttheorie, Tino Sehgal Tate Modern, Tino Sehgal, and Schein
The chapter on the category of ‘enigmaticalness’ makes up the very core of Adorno’s Aesthetic Theory – not only with regard to its position in the manuscript, but above all to its relevance within the categorical framework. As a central... more
The chapter on the category of ‘enigmaticalness’ makes up the very core of Adorno’s Aesthetic Theory – not only with regard to its position in the manuscript, but above all to its relevance within the categorical framework. As a central aesthetic category ›enigmaticalness‹ designates the genuinely negative experience of the autonomous, self-determined artwork.
There have been a variety of elucidations of aesthetic enigmaticalness so far, the most influential of which either emphasize the overdeterminacy of signs, following Immanuel Kant’s theory of the sublime, or the un- or underdeterminacy of signs, mostly following reflections of Paul Valéry. While the former focus on the hyper-complex interrelation of signs, only allowing for partial understanding and thus hindering an overall understanding, the later approach focuses on the inability to identify significant material and its inter-relation, thus de-automatising non-aesthetic understanding. Such elucidations are strategically directed towards explaining how enigmaticalness appears as non-understanding – as delay, suspension or as a break of our categorical and discursive operations (all of which apply to post-structuralist theories from Derrida, Deleuze to Rancière). However they fail to explain the transformation that our understanding undergoes in the process, resulting in a specific aesthetic understanding as Adorno does. Whereas all Non-Adornian explanations declare that an understanding of the artwork is corrupted from its begin, Adorno’s account of the enigmatic logic has two phases: we actually are able to structure given signs, thus gaining an understanding of them, but at the same time there are several other obtruding, also valid and legitimate possible ways of structuring given signs, thus several other possible understandings. So enigmaticalness arises not, as conventionally claimed, from our categorical and discursive approach as such, but within the totality of judgments that are equally possible, but inconsistent and incompatible in relation to artworks. It is this irresolvable, ›impossible‹ totality of judgments that disagrees with our logic, thus urging us to decide between two incompatible understandings.
Subsequent to this reconstruction of Adorno’s concept of enigmaticalness, I will discuss the relevance of this category within Adorno’s aesthetics as well as for his Negative Dialectics.
There have been a variety of elucidations of aesthetic enigmaticalness so far, the most influential of which either emphasize the overdeterminacy of signs, following Immanuel Kant’s theory of the sublime, or the un- or underdeterminacy of signs, mostly following reflections of Paul Valéry. While the former focus on the hyper-complex interrelation of signs, only allowing for partial understanding and thus hindering an overall understanding, the later approach focuses on the inability to identify significant material and its inter-relation, thus de-automatising non-aesthetic understanding. Such elucidations are strategically directed towards explaining how enigmaticalness appears as non-understanding – as delay, suspension or as a break of our categorical and discursive operations (all of which apply to post-structuralist theories from Derrida, Deleuze to Rancière). However they fail to explain the transformation that our understanding undergoes in the process, resulting in a specific aesthetic understanding as Adorno does. Whereas all Non-Adornian explanations declare that an understanding of the artwork is corrupted from its begin, Adorno’s account of the enigmatic logic has two phases: we actually are able to structure given signs, thus gaining an understanding of them, but at the same time there are several other obtruding, also valid and legitimate possible ways of structuring given signs, thus several other possible understandings. So enigmaticalness arises not, as conventionally claimed, from our categorical and discursive approach as such, but within the totality of judgments that are equally possible, but inconsistent and incompatible in relation to artworks. It is this irresolvable, ›impossible‹ totality of judgments that disagrees with our logic, thus urging us to decide between two incompatible understandings.
Subsequent to this reconstruction of Adorno’s concept of enigmaticalness, I will discuss the relevance of this category within Adorno’s aesthetics as well as for his Negative Dialectics.
Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Art, Art Theory, Theodor Adorno, and 20 morePhilosophy of Art, Walter Benjamin, Interpretation, Adorno, Adorno's Aesthetic Theory, Adorno, Benjamin and Bloch, Theodor W. Adorno, Art and Philosophy, Aesthetics and Theory of Arts, Philosophy of Aesthetics, Aesthetic Experience, Ästhetik, Philosophy, Aesthetics, Political theory, Art Philosophy & Aesthetics, Metaphysics and Visual Culture, Art Theory and Criticism, Asthetik, Dialectics, Theory of Art, Negative Dialectics, and Continental Philosophy and Aesthetics
Der Begriff des Paradigmas (griech. paradeigma; lat. exemplar) ist sehr weit. Dem seit der Antike bestehenden Verständnis nach können als Paradigmen partikulare, konkrete Instanzen aber auch allgemeine, modellhafte, abstrakte und... more
Der Begriff des Paradigmas (griech. paradeigma; lat. exemplar) ist sehr weit. Dem seit der Antike bestehenden Verständnis nach können als Paradigmen partikulare, konkrete Instanzen aber auch allgemeine, modellhafte, abstrakte und apriorische Muster, Ur- und Vorbilder oder Maße bezeichnet werden. In der letzten Bedeutung ist der Paradigmenbegriff als wissenschaftstheoretischer Grundbegriff maßgeblich geworden. Er umschreibt vor allem eine Funktion: Im Kontext der Wissenschaftstheorie werden Paradigmen als apriori bestehende (Denk-)Formen verstanden, die eine gemeinsame Praxis ermöglichen, indem sie diese konstituieren und orientieren. Dieses Verständnis von Paradigmatizität lässt sich von Platon über Ludwig Wittgenstein bis Thomas S. Kuhn nachzeichnen.
Die sich aus dieser Konzeptualisierung ergebende Erläuterung der Funktionsweise von Paradigmen führt jedoch zu einem gravierenden Problem. So werde ich in einem ersten Schritt mit Rekurs auf Thomas S. Kuhns Theorie zeigen, dass apriori geltende Paradigmen zwar eine intelligible Funktion haben, insofern sie orientieren, was sowohl als Problem- und Gegenstandsbereich als auch als mögliche Lösung in einer Theorie gelten kann, dass sie aber aufgrund ihrer Apriorität zu einem für die Theorie problematischen Rationalitätsdefizit führen. Das Rationalitätsdefizit besteht darin, dass die der Theoriepraxis zugrundeliegenden Paradigmen nicht oder nur schwer identifiziert werden können. Entsprechend lassen sie sich nicht explizieren, reflektieren und kritisieren. Da Paradigmen apriori geltende Ermöglichungsbedingungen sind, hängt ihr Funktionieren auch gar nicht von der Identifizier-, Explizier-, Reflektier- und Kritisierbarkeit ab. Dadurch ist allerdings nicht überprüfbar, ob Paradigmen den Anspruch, Erkenntnis zu ermöglichen, erfüllen. Das führt zu einem Dilemma: Paradigmen ermöglichen Theoriepraxis, gefährden diese aber durch die Weise, wie sie sie ermöglichen. Zugleich sind alle Ergebnisse einer Theoriepraxis in Bezug auf die sie leitenden Paradigmen geltungsrelativ. Um dieser Aporie zu begegnen, brauchen wir Ressourcen, die helfen, Paradigmen zu identifizieren, so dass wir sie anschließend explizieren und reflektieren können; diese müssen zugleich so beschaffen sein, dass sie Paradigmen als geltend oder nicht-geltend ausweisen. Diese Ressourcen können aufgrund der eben bezeichneten Funktionslogik von Paradigmen nicht innerhalb einer paradigmengestützten Theoriepraxis liegen. Theodor W. Adorno hat dieses Problem sehr deutlich gesehen. Auf der Suche nach Instanzen, die das Paradigma des sogenannten ›identifizierenden Denkens‹ zu brechen vermögen, stößt er auf Kunstwerke. Nach ihm reagieren Kunstwerke kritisch auf die problematischen Aspekte von paradigmengestützter Wissenschaftspraxis, d.h. ihre Unreflektierbarkeit und Unkritisierbarkeit, ideologische Tendenz, Apriorität, (de-)formative Kraft. Sie decken das heteronomische Moment paradigmengestützten Begreifens auf, und wandeln es in ein ihrer Autonomie angemessenes Begreifen. Somit werden zwei Auffassungen von Paradigmatizität miteinander konfrontiert: eine apriorische, die der Sache notwendigerweise – da vorgängig – äußerlich und folglich heteronom ist, und eine sich aus der Sache (hier: dem Kunstwerk) heraus generierende und funktionierende, autonome Paradigmatizität. Ergänzend zeigen Nelson Goodmans Ausführungen zur Exemplifikation, dass einige Kunstwerke die Funktion eines Paradigmas einnehmen, weil sie eine besondere Intelligibilität nicht nur im Hinblick auf sich selbst, sondern auch ihnen ähnliche Kunstwerke, ausweisen. Mit Überlegungen Giorgio Agambens, die an die aristotelische Definition des Paradigmas anschließen, werde ich erläutern, dass sich eine solche auf anderes ausgreifende Intelligibilität in einer suchenden Reflexionsbewegung vollzieht. So wird verständlich, dass der (Kunst-)Gegenstand die Gesetze, nach denen er bestimmt und begriffen werden will, selbst bestimmt.
Die sich aus dieser Konzeptualisierung ergebende Erläuterung der Funktionsweise von Paradigmen führt jedoch zu einem gravierenden Problem. So werde ich in einem ersten Schritt mit Rekurs auf Thomas S. Kuhns Theorie zeigen, dass apriori geltende Paradigmen zwar eine intelligible Funktion haben, insofern sie orientieren, was sowohl als Problem- und Gegenstandsbereich als auch als mögliche Lösung in einer Theorie gelten kann, dass sie aber aufgrund ihrer Apriorität zu einem für die Theorie problematischen Rationalitätsdefizit führen. Das Rationalitätsdefizit besteht darin, dass die der Theoriepraxis zugrundeliegenden Paradigmen nicht oder nur schwer identifiziert werden können. Entsprechend lassen sie sich nicht explizieren, reflektieren und kritisieren. Da Paradigmen apriori geltende Ermöglichungsbedingungen sind, hängt ihr Funktionieren auch gar nicht von der Identifizier-, Explizier-, Reflektier- und Kritisierbarkeit ab. Dadurch ist allerdings nicht überprüfbar, ob Paradigmen den Anspruch, Erkenntnis zu ermöglichen, erfüllen. Das führt zu einem Dilemma: Paradigmen ermöglichen Theoriepraxis, gefährden diese aber durch die Weise, wie sie sie ermöglichen. Zugleich sind alle Ergebnisse einer Theoriepraxis in Bezug auf die sie leitenden Paradigmen geltungsrelativ. Um dieser Aporie zu begegnen, brauchen wir Ressourcen, die helfen, Paradigmen zu identifizieren, so dass wir sie anschließend explizieren und reflektieren können; diese müssen zugleich so beschaffen sein, dass sie Paradigmen als geltend oder nicht-geltend ausweisen. Diese Ressourcen können aufgrund der eben bezeichneten Funktionslogik von Paradigmen nicht innerhalb einer paradigmengestützten Theoriepraxis liegen. Theodor W. Adorno hat dieses Problem sehr deutlich gesehen. Auf der Suche nach Instanzen, die das Paradigma des sogenannten ›identifizierenden Denkens‹ zu brechen vermögen, stößt er auf Kunstwerke. Nach ihm reagieren Kunstwerke kritisch auf die problematischen Aspekte von paradigmengestützter Wissenschaftspraxis, d.h. ihre Unreflektierbarkeit und Unkritisierbarkeit, ideologische Tendenz, Apriorität, (de-)formative Kraft. Sie decken das heteronomische Moment paradigmengestützten Begreifens auf, und wandeln es in ein ihrer Autonomie angemessenes Begreifen. Somit werden zwei Auffassungen von Paradigmatizität miteinander konfrontiert: eine apriorische, die der Sache notwendigerweise – da vorgängig – äußerlich und folglich heteronom ist, und eine sich aus der Sache (hier: dem Kunstwerk) heraus generierende und funktionierende, autonome Paradigmatizität. Ergänzend zeigen Nelson Goodmans Ausführungen zur Exemplifikation, dass einige Kunstwerke die Funktion eines Paradigmas einnehmen, weil sie eine besondere Intelligibilität nicht nur im Hinblick auf sich selbst, sondern auch ihnen ähnliche Kunstwerke, ausweisen. Mit Überlegungen Giorgio Agambens, die an die aristotelische Definition des Paradigmas anschließen, werde ich erläutern, dass sich eine solche auf anderes ausgreifende Intelligibilität in einer suchenden Reflexionsbewegung vollzieht. So wird verständlich, dass der (Kunst-)Gegenstand die Gesetze, nach denen er bestimmt und begriffen werden will, selbst bestimmt.
Research Interests: Critical Theory, Philosophy, Aesthetics, Art, Art Theory, and 34 moreFrankfurt School (Philosophy), Theodor Adorno, Nelson Goodman, Critical Thinking, Philosophy of Art, Ideology, Giorgio Agamben, Critical Theory (International Studies), Art Theory and Politics, Adorno, Adorno's Aesthetic Theory, Frankfurt School, Thomas S. Kuhn, Critical and Cultural Theory, Theodor W. Adorno, Art and Philosophy, Aesthetics and Theory of Arts, Theory of Human Sciences, Wissenschaftstheorie, Wissenschaftstheorie der Geisteswissenschaften, Theory of Science, Aesthetic experience, musikalisch-ästhetische Erfahrung, Aesthetic Experience, Ästhetik, Kritische Theorie, Paradigm Shifts, Exemplar Theory, Theory of Art, Exemplarity, Exemplification, Nelson Goodman's Theory of Symbols, Kunsttheorie, Continental Philosophy and Aesthetics, and Henry Nelson Goodman
"Mostly rejection of Adorno’s aesthetics takes his questionable statements on performance art as its starting point. To face it, a reconstruction of the locus of these statements is vital. This requires a detour through some of Adorno’s... more
"Mostly rejection of Adorno’s aesthetics takes his questionable statements on performance art as its starting point. To face it, a reconstruction of the locus of these statements is vital. This requires a detour through some of Adorno’s fundamental ideas. Ensuing from the concept of aesthetic semblance, firstly the most crucial step will be to get a clear picture of the differences between his accounts of the performance of art, the performing arts, performance art and performativisation in art. Secondly, by investigating the complex conceptual relationships between these different definitions, we will arrive at a better understanding of his critical assessment of performance art. Finally, we may then be able to activate the dormant potential in Adorno’s ideas, which in turn will enable us to reposition his criticism.
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Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Theatre Studies, Art Theory, Performance Studies, and 27 moreFrankfurt School (Philosophy), Theodor Adorno, Philosophy of Art, Performance Art, Philosophy of Theatre, Aesthetics and Ethics, Aesthetics and Politics, Adorno, The Frankfurt School, Adorno's Aesthetic Theory, Frankfurt School, Theatre and Philosophy, Theatre & Philosophy, Aestheticism, Theodor W. Adorno, Art and Philosophy, Aesthetics and Theory of Arts, Aesthetic Experience, Art Theory and Criticism, Theory of Art, Philosophy of Performing Arts, Performance and philosophy, Theatre/Performance and Philosophy, Performance Philosophy, Performance theory and philosophy, Philosophy of performance, and Critical Theory/Frankfurt School
It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the... more
It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the traditional, but problematic, contradiction between ‘form’ and ‘material’, and, moreover, between ‘formality’ and ‘materiality’. Consequently, theories of the aesthetics of matter tend to focus on the material as an immediate objective fact and regard Avant-garde materiality as being of a certain (non-formal) quality. The realization and production of materiality is elucidated according to somewhat vague terms such as appearance, emergence and event. The techniques of the Avant-garde are thus reduced to unconscious and unintentional procedures. The dissolving of formal borders, intermediaries and hybrid forms are understood to be the result of a ‘performativization’ of the arts. However, elucidating the logic of the aesthetics of matter as a paradigmatic turn in this way is reductive. In my paper I will discuss the problems of this reduction by reconsidering some reflections of Theodor W. Adorno.
Research Interests:
Jede Interpretation setzt an der Nicht-Selbstverständlichkeit eines Textes an, und ist damit an die Reflexion der Rätselhaftigkeit gebunden. Diese gründet in der eigensprachlichen Logik. Analysen ausgewählter Sätze von Oskar Pastior und... more
Jede Interpretation setzt an der Nicht-Selbstverständlichkeit eines Textes an, und ist damit an die Reflexion der Rätselhaftigkeit gebunden. Diese gründet in der eigensprachlichen Logik. Analysen ausgewählter Sätze von Oskar Pastior und Franz Kafka zeigen, dass ein genetisches Prinzip solcher Sprachlichkeit die das Verstehen irritierende Selbstbezüglichkeit ist. In kritischer Auseinandersetzung mit Überlegungen von Immanuel Kant bis Theodor W. Adorno wird ein erweitertes Verständnis dieser Kategorie entwickelt, das poetischen Phänomenen gerecht wird.
Research Interests: Critical Theory, Philology, Philosophy, Philosophy Of Language, Aesthetics, and 32 moreArt Theory, Contemporary Art, Theodor Adorno, Literary Criticism, Hermeneutics, Reflexivity, Philosophy of Art, Literary Theory, Franz Kafka, Understanding, Contemporary Literature, Immanuel Kant, Interpretation, Adorno's Aesthetic Theory, Theodor W. Adorno, Aesthetics and Theory of Arts, Aesthetic theory, Theory of literature, Relational aesthetics, Hermeticism, Aesthetic experience, musikalisch-ästhetische Erfahrung, Aesthetic Experience, Enigmatic writing, Kafka, Franz Kafka, Samuel Beckett, Comparative Literature, Theory of Art, Selfreflexivity, Enigma, Literary Critisim, Aesthetics From Kant to Adorno, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, and Pastior
Adornos Praxis des Philosophierens hat ihr Modell an einem Paradigma, das die Erfahrung von Kunstwerken nahe legte. Sie erwächst der kritischen Einsicht in die Insuffizienz herkömmlicher, begrifflicher Identifikation und der daraus... more
Adornos Praxis des Philosophierens hat ihr Modell an einem Paradigma, das die Erfahrung von Kunstwerken nahe legte. Sie erwächst der kritischen Einsicht in die Insuffizienz herkömmlicher, begrifflicher Identifikation und der daraus folgenden Notwendigkeit neuer Paradigmen diskursiver Theorie. Will Philosophie ihren Erkenntnisanspruch gerecht werden, hat sie zunächst selbstkritisch zu bekennen, dass sie diesen in ihrer konventionellen Form nicht zu erfüllen vermag. Doch zu dieser Selbstkritik zu gelangen, scheint in einem nach Adorno herrschenden, totalen Immanenz- und Verblendungszusammenhang, unmöglich. Kein Standpunkt außerhalb dessen ist zu beziehen, von dem aus solche Kritik zu leisten wäre und Geltung beanspruchen könnte.
Der Kern ästhetischer Erfahrung besteht jedoch genau darin, dass in ihr die Herrschaft herkömmlicher begrifflicher Praxis gebrochen wird – und das inmitten des Immanenzzusammenhangs. Ist dies aber erst einmal geschehen, ist eben diese diskursive Praxis in ihrem scheinhaften Anspruch, Wirklichkeit in toto fassen zu können, widerlegt. Diese Erfahrung lässt den Begriff sich gegen sich selbst wenden. Paradoxerweise führt jene Inversion auf sich selbst zugleich zu einer Wendung auf seinen Kern: das Nichtbegriffliche. Ist dies aber erst einmal als für den Begriff als konstitutiv erkannt, ‚zergeht‘ nach Adorno der ihn bestimmende „Identitätszwang“ (ND, 24). Damit stellt die Erfahrung von Kunstwerken jenes „Scharnier“ (ebd.) dar, das für eine Neuqualifizierung begrifflicher Bestimmung von Nöten ist.
„Scharnier“ im eigentlichen Sinne ist der Rätselcharakter der Kunstwerke, denn er ist objektives Signum nicht nur der Insuffizienz des Begriffs, sofern er ein Erfahrungsgeschehen bezeichnet, das zum Kern das Scheitern herkömmlicher, begrifflicher Identifikationsmechanismen hat, sondern auch Signum, das an das vom Begriff Verdrängte und Verstellte erinnert, das seiner Vermittlung harrt. Wie diese Vermittlung zu geschehen hat, auch darauf gibt der Rätselcharakter Antwort, indem er, zu seiner Auflösung auffordernd, auf eine logische Struktur verweist, die genau das darstellt: einen Modus von Vermittlung, der die Sache als sie selbst begreift und begreifbar macht. Dadurch ändert sich nicht nur der Begriff von Vermittlung, sondern auch der Begriff von Bestimmung. Denn eine Sache verstehen und begreifen kann nun nicht mehr bedeuten, sie, indem man sie unter Kategorien bringt, zu beherrschen, sondern sie selbst zur Sprache zu bringen.
Durch die Reflexion des Rätselcharakters von Kunstwerken wird demnach nicht nur die Herrschaft des Begriffs gebrochen, sondern zugleich auch die Kompetenz des Begriffs rehabilitiert. Denn sie führt zur Einsicht, dass zu einer gelingenden begrifflichen Praxis, das durch jene Begriffsherrschaft verdrängte epistemische Prinzip der Mimesis wieder angeeignet muss. Er erinnert daher nicht nur an das Nichtidentische, das der Begriff durch seine Bindung an das Prinzip der Identität tabuierte oder nivellierte, sondern auch an jenes mimetische Moment, das die epistemische Qualität des Begriffs zu sichern vermag.
Der Kern ästhetischer Erfahrung besteht jedoch genau darin, dass in ihr die Herrschaft herkömmlicher begrifflicher Praxis gebrochen wird – und das inmitten des Immanenzzusammenhangs. Ist dies aber erst einmal geschehen, ist eben diese diskursive Praxis in ihrem scheinhaften Anspruch, Wirklichkeit in toto fassen zu können, widerlegt. Diese Erfahrung lässt den Begriff sich gegen sich selbst wenden. Paradoxerweise führt jene Inversion auf sich selbst zugleich zu einer Wendung auf seinen Kern: das Nichtbegriffliche. Ist dies aber erst einmal als für den Begriff als konstitutiv erkannt, ‚zergeht‘ nach Adorno der ihn bestimmende „Identitätszwang“ (ND, 24). Damit stellt die Erfahrung von Kunstwerken jenes „Scharnier“ (ebd.) dar, das für eine Neuqualifizierung begrifflicher Bestimmung von Nöten ist.
„Scharnier“ im eigentlichen Sinne ist der Rätselcharakter der Kunstwerke, denn er ist objektives Signum nicht nur der Insuffizienz des Begriffs, sofern er ein Erfahrungsgeschehen bezeichnet, das zum Kern das Scheitern herkömmlicher, begrifflicher Identifikationsmechanismen hat, sondern auch Signum, das an das vom Begriff Verdrängte und Verstellte erinnert, das seiner Vermittlung harrt. Wie diese Vermittlung zu geschehen hat, auch darauf gibt der Rätselcharakter Antwort, indem er, zu seiner Auflösung auffordernd, auf eine logische Struktur verweist, die genau das darstellt: einen Modus von Vermittlung, der die Sache als sie selbst begreift und begreifbar macht. Dadurch ändert sich nicht nur der Begriff von Vermittlung, sondern auch der Begriff von Bestimmung. Denn eine Sache verstehen und begreifen kann nun nicht mehr bedeuten, sie, indem man sie unter Kategorien bringt, zu beherrschen, sondern sie selbst zur Sprache zu bringen.
Durch die Reflexion des Rätselcharakters von Kunstwerken wird demnach nicht nur die Herrschaft des Begriffs gebrochen, sondern zugleich auch die Kompetenz des Begriffs rehabilitiert. Denn sie führt zur Einsicht, dass zu einer gelingenden begrifflichen Praxis, das durch jene Begriffsherrschaft verdrängte epistemische Prinzip der Mimesis wieder angeeignet muss. Er erinnert daher nicht nur an das Nichtidentische, das der Begriff durch seine Bindung an das Prinzip der Identität tabuierte oder nivellierte, sondern auch an jenes mimetische Moment, das die epistemische Qualität des Begriffs zu sichern vermag.
Research Interests: Critical Theory, Philosophy, Aesthetics, Art, Art Theory, and 21 moreMimesis, Theodor Adorno, Hermeneutics, Philosophy of Art, Aesthetics and Ethics, Aesthetics and Politics, Adorno's Aesthetic Theory, Frankfurt School, Critical and Cultural Theory, 20th century Avant-Garde, Theodor W. Adorno, Aesthetics and Theory of Arts, Philosophical Hermeneutics, Aesthetic experience, musikalisch-ästhetische Erfahrung, Aesthetic Experience, Asthetik, Theory of Art, Philosophie Der Kunst, Kunsttheorie, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, and Kunstphilosophie
Vortrag anläßlich der Tagung 'non/sensus — Die Kategorie des Sinns in Literatur, Philosophie und Literaturwissenschaft' in Leipzig vom 25.-27. September 2015.
Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Art, Art Theory, Literature, and 29 moreContemporary Art, Theodor Adorno, Nonsense, Hermeneutics, Philosophy of Art, Understanding, Hans-Georg Gadamer, Modernism, Interpretation, Hermeneutic Philosophy of Science, Adorno's Aesthetic Theory, Theodor W. Adorno, Gadamer, Ästhetik, Hermeneutik, Verstehen, Enigma, Nonsense Literature, Philosophie Der Kunst, Literary Nonsense, äSthetische Theorie, Kunstphilosophie, Eigensinn, Sinnlos Vs. Unsinnig, Hermetik, Hans-georg Gadamar, Hermeuetics, Rätsel, and Nichtsinn
German Abstract [for english see the talk]-- »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« – das Ästhetische als ›Brücke‹ divergenter begrifflicher Ordnungen bei Kant. In zeitgenössischen kunstphilosophischen Debatten wird... more
German Abstract [for english see the talk]-- »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« – das Ästhetische als ›Brücke‹ divergenter begrifflicher Ordnungen bei Kant.
In zeitgenössischen kunstphilosophischen Debatten wird ästhetischen Phänomenen häufig das Potential zugesprochen, normative Ordnungen kritisieren, reflektieren oder subvertieren zu können.Ich möchte einem bisher selten diskutierten Vorschlag Kants nachgehen: Er handelt von der Möglichkeit einer ›ästhetischen Überbrückung‹ divergenter begrifflicher (nicht-normativer und normativer) Ordnungen. Nach Kant stellen Verstand und Vernunft unterschiedliche Ressourcen dar, die divergierende, konfliktuöse, normative Ordnungen aufstellen, so dass eine »unübersehbare Kluft« zwischen beiden entsteht, »kein Übergang möglich« scheint, »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« (KU BXIX). Dieses Setting gefährdet nach Kant unser Selbstverständnis als autonom Handelnde. Zugleich stellt es uns vor eine problematische, erklärungsbedürftige Alternative: Entweder wir begreifen ›Wirklichkeit‹ so, dass wir in sie bestimmend eingreifen können – dann orientieren wir uns an praktischen Gründen; oder so, dass sie in sich (kausal) gesetzlich bestimmt ist – dann orientieren wir uns an theoretischen Gründen. Kants Lösungsvorschlag für dieses Dilemma beruft sich auf den Begriff der Zweckmäßigkeit, den er vor allem mit Blick auf die ästhetische Erfahrung und das ästhetische Urteil konturiert. In ersterer erfahren wir unsere Erkenntnisvermögen in ›freiem Spiel‹ und damit die Bedingungen, die für unser Objektivitäts- und Wirklichkeitsverständnis verantwortlich sind. Durch das zweite artikulieren wir ebendiese Erfahrung, zugleich auf eine Normativität Anspruch erhebend, bei der eigentümlicherweise als Grund das Gefühl ›ästhetischer Lust‹ fungiert. Mit dem ästhetischen Urteil vollzieht sich ein ›switch‹ der Rechtfertigungslogik, von dem sich Kant die Versöhnung der inkompatiblen Rechtfertigungsordnungen verspricht. Mir geht es in erster Linie darum, Kants Problemstellung, sowie seinen Lösungsvorschlag zu rekonstruieren und im Anschluss kritisch zu diskutieren.
In zeitgenössischen kunstphilosophischen Debatten wird ästhetischen Phänomenen häufig das Potential zugesprochen, normative Ordnungen kritisieren, reflektieren oder subvertieren zu können.Ich möchte einem bisher selten diskutierten Vorschlag Kants nachgehen: Er handelt von der Möglichkeit einer ›ästhetischen Überbrückung‹ divergenter begrifflicher (nicht-normativer und normativer) Ordnungen. Nach Kant stellen Verstand und Vernunft unterschiedliche Ressourcen dar, die divergierende, konfliktuöse, normative Ordnungen aufstellen, so dass eine »unübersehbare Kluft« zwischen beiden entsteht, »kein Übergang möglich« scheint, »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« (KU BXIX). Dieses Setting gefährdet nach Kant unser Selbstverständnis als autonom Handelnde. Zugleich stellt es uns vor eine problematische, erklärungsbedürftige Alternative: Entweder wir begreifen ›Wirklichkeit‹ so, dass wir in sie bestimmend eingreifen können – dann orientieren wir uns an praktischen Gründen; oder so, dass sie in sich (kausal) gesetzlich bestimmt ist – dann orientieren wir uns an theoretischen Gründen. Kants Lösungsvorschlag für dieses Dilemma beruft sich auf den Begriff der Zweckmäßigkeit, den er vor allem mit Blick auf die ästhetische Erfahrung und das ästhetische Urteil konturiert. In ersterer erfahren wir unsere Erkenntnisvermögen in ›freiem Spiel‹ und damit die Bedingungen, die für unser Objektivitäts- und Wirklichkeitsverständnis verantwortlich sind. Durch das zweite artikulieren wir ebendiese Erfahrung, zugleich auf eine Normativität Anspruch erhebend, bei der eigentümlicherweise als Grund das Gefühl ›ästhetischer Lust‹ fungiert. Mit dem ästhetischen Urteil vollzieht sich ein ›switch‹ der Rechtfertigungslogik, von dem sich Kant die Versöhnung der inkompatiblen Rechtfertigungsordnungen verspricht. Mir geht es in erster Linie darum, Kants Problemstellung, sowie seinen Lösungsvorschlag zu rekonstruieren und im Anschluss kritisch zu diskutieren.
Research Interests: Aesthetics, Kant, Philosophy of Art, Normativity, Immanuel Kant, and 17 moreArt Theory and Politics, John McDowell, Aesthetic theory, Art and Politics, Aesthetic Experience, Kritik der Urteilskraft, Asthetik, Aesthetic judgment, Aesthetics of Taste, Art & Politics, History of Taste, Critique of Judgment, reflektierende Urteilskraft bei Kant, Aesthetic Judgement (Kant, Schiller, Hegel), Aesthetic Theory From Kant to Adorno, Aesthetic Judgement, and Aesthetic Normativity
Das Politische der Kunst – Eine Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹ Die Rede von der ›politischen Kunst‹ legt nahe, dass Kunst im allgemeinen nicht politisch ist. Das Attribut ›politisch‹ grenzt in diesem Sinne spezifische – eben... more
Das Politische der Kunst –
Eine Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹
Die Rede von der ›politischen Kunst‹ legt nahe, dass Kunst im allgemeinen nicht politisch ist. Das Attribut ›politisch‹ grenzt in diesem Sinne spezifische – eben ›politische‹ – Kunstwerke und -formen ab von dem, was gemeinhin als Kunst gilt. Politische Kunst wird demnach als ein Sonderfall bzw. eine spezifische Form von Kunst aufgefasst. Sie steht in einem polemischen Verhältnis zu dem, was ihr als ›unpolitisch‹ in der Kunst gilt: so geht der Diskurs über die Notwendigkeit politischer Kunst oft einher mit einer Problematisierung von Kunst, die an ihrem Autonomiestatus festhalte und damit ihre potentiell, politische Wirksamkeit preisgebe. Im Rückgriff auf Gedanken Theodor W. Adornos möchte ich diese Bestimmungen problematisieren. In diesem Sinne ist mein Beitrag in erster Linie als Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹ zu lesen, und in zweiter Linie als Kritik (an) der politischen Kunst.
Nach Adorno ist Kunst politisch, insofern sie den real existierenden gesellschaftlichen Normen, Logiken und Relationalitäten negativ kritisch gegenübersteht. Als objektivierter ›Prozess gegen‹ (ÄT, 12) das Empirische üben Kunstwerke allein schon aufgrund ihrer Existenz Kritik am Bestehenden. Demnach lässt sich ihre bloße Objektivität und ihre Objekthaftigkeit bereits als Einspruch lesen, ohne dass sie sich explizit als ›politisch‹ ausweisen müssten. Politisch ist Kunst paradoxerweise dann gerade dadurch, dass sie sich der politischen Instrumentalisierung verweigert – und in diesem Sinne gewissermaßen unpolitisch ist. Da Kunstwerke darauf bestehen, als Gemachte erkennbar zu sein, geben sie einen entlarvenden Einblick in die Logik dessen frei, was man als ›gesellschaftlichen Schein‹ bezeichnen könnte; kurz: sie sind (ideologie-)kritisch qua ihrer reflexiven Verfasstheit.
Die Rekonstruktion dieses Gedanken soll dazu führen, eine Kritik an der ›politischen Kunst‹ zu formulieren, insofern sie das m. E. wirklich kritische Moment der Kunst nivelliert, indem sie es vorwiegend auf der inhaltlichen Ebene ansetzt. So macht sie sich auch anfällig für eine Kritik, deren Kriterien nicht in ihr selbst begründet liegen. Demgegenüber wäre das politische Potential der Kunst umfassender als in der existentiellen Seinsweise verbürgt zu betrachten. Das Politische ist dann der Kunst inhärent und folgt notwendig aus ihrer objektiven Konstitution und ist damit kein sekundäres, zufälliges Moment. Daher lässt sich auch das ›Gelingen‹ der Kritik an immanent aufgestellten Maßstäben messen. In eben diese Konstitution ist eine Antinomie eingeschrieben, die ›politische Kunst‹ befällt, die sie aber nicht bewältigen kann: die notwendig tendenzielle Affirmation, die mit jeder Kritik einhergeht, die aber als reflexiv einholbare gebannt werden kann. Mit Adorno ist diese Reflexion qua Form des immanent in sich strukturierten Kunstwerks möglich, das seine paradoxale Verfasstheit und seinen antinomischen Charakter (vgl. das Problem des ästhetischen Scheins) exponiert und damit problematisiert. Widersprüche in der gesellschaftlichen Praxis aufzudecken ist demnach nur auf struktureller Ebene möglich, indem diese erneut – qua Form (vgl. ÄT,16: »die »ungelösten Antagonismen der Realität kehren wieder in den Kunstwerken als die immanenten Probleme ihrer Form«) repräsentiert werden. Diese Konzeption verbindet den Anspruch auf Autonomie mit dem der gesellschaftspolitischen Wirksamkeit und verzichtet darauf beide Momente gegeneinander auszuspielen. Demgegenüber verfängt sich ›politische Kunst‹, also Kunst, die das Politische vorwiegend auf der inhaltlichen Ebene thematisiert, selbst in Widersprüche, ohne diese wirksam verbindlich machen zu können. So reproduziert sie entweder das Kritisierte, ohne es gleichzeitig der Reflexion zur Disposition zur stellen, oder sie verfehlt es.Im Anschluss an die Frage nach der Kritik der ›politischen Kunst‹ (im Sinne des genitivus objetivus) möchte ich die Reichweite des Kritisierten, wie die beiden hier diskutierten Auffassungen sie denken, vergleichen. Die Kritik, die ›politische Kunst‹ übt, kann immer nur partikular gedacht werden: sie ist Kritik an ganz spezifischen Sachverhalten. Demgegenüber beansprucht die Kritik, die Kunst als eine per se politische begreift, eine allgemeine, über das Partikulare hinausreichende Geltung, bleibt aber potentiell unspezifisch.
Eine Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹
Die Rede von der ›politischen Kunst‹ legt nahe, dass Kunst im allgemeinen nicht politisch ist. Das Attribut ›politisch‹ grenzt in diesem Sinne spezifische – eben ›politische‹ – Kunstwerke und -formen ab von dem, was gemeinhin als Kunst gilt. Politische Kunst wird demnach als ein Sonderfall bzw. eine spezifische Form von Kunst aufgefasst. Sie steht in einem polemischen Verhältnis zu dem, was ihr als ›unpolitisch‹ in der Kunst gilt: so geht der Diskurs über die Notwendigkeit politischer Kunst oft einher mit einer Problematisierung von Kunst, die an ihrem Autonomiestatus festhalte und damit ihre potentiell, politische Wirksamkeit preisgebe. Im Rückgriff auf Gedanken Theodor W. Adornos möchte ich diese Bestimmungen problematisieren. In diesem Sinne ist mein Beitrag in erster Linie als Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹ zu lesen, und in zweiter Linie als Kritik (an) der politischen Kunst.
Nach Adorno ist Kunst politisch, insofern sie den real existierenden gesellschaftlichen Normen, Logiken und Relationalitäten negativ kritisch gegenübersteht. Als objektivierter ›Prozess gegen‹ (ÄT, 12) das Empirische üben Kunstwerke allein schon aufgrund ihrer Existenz Kritik am Bestehenden. Demnach lässt sich ihre bloße Objektivität und ihre Objekthaftigkeit bereits als Einspruch lesen, ohne dass sie sich explizit als ›politisch‹ ausweisen müssten. Politisch ist Kunst paradoxerweise dann gerade dadurch, dass sie sich der politischen Instrumentalisierung verweigert – und in diesem Sinne gewissermaßen unpolitisch ist. Da Kunstwerke darauf bestehen, als Gemachte erkennbar zu sein, geben sie einen entlarvenden Einblick in die Logik dessen frei, was man als ›gesellschaftlichen Schein‹ bezeichnen könnte; kurz: sie sind (ideologie-)kritisch qua ihrer reflexiven Verfasstheit.
Die Rekonstruktion dieses Gedanken soll dazu führen, eine Kritik an der ›politischen Kunst‹ zu formulieren, insofern sie das m. E. wirklich kritische Moment der Kunst nivelliert, indem sie es vorwiegend auf der inhaltlichen Ebene ansetzt. So macht sie sich auch anfällig für eine Kritik, deren Kriterien nicht in ihr selbst begründet liegen. Demgegenüber wäre das politische Potential der Kunst umfassender als in der existentiellen Seinsweise verbürgt zu betrachten. Das Politische ist dann der Kunst inhärent und folgt notwendig aus ihrer objektiven Konstitution und ist damit kein sekundäres, zufälliges Moment. Daher lässt sich auch das ›Gelingen‹ der Kritik an immanent aufgestellten Maßstäben messen. In eben diese Konstitution ist eine Antinomie eingeschrieben, die ›politische Kunst‹ befällt, die sie aber nicht bewältigen kann: die notwendig tendenzielle Affirmation, die mit jeder Kritik einhergeht, die aber als reflexiv einholbare gebannt werden kann. Mit Adorno ist diese Reflexion qua Form des immanent in sich strukturierten Kunstwerks möglich, das seine paradoxale Verfasstheit und seinen antinomischen Charakter (vgl. das Problem des ästhetischen Scheins) exponiert und damit problematisiert. Widersprüche in der gesellschaftlichen Praxis aufzudecken ist demnach nur auf struktureller Ebene möglich, indem diese erneut – qua Form (vgl. ÄT,16: »die »ungelösten Antagonismen der Realität kehren wieder in den Kunstwerken als die immanenten Probleme ihrer Form«) repräsentiert werden. Diese Konzeption verbindet den Anspruch auf Autonomie mit dem der gesellschaftspolitischen Wirksamkeit und verzichtet darauf beide Momente gegeneinander auszuspielen. Demgegenüber verfängt sich ›politische Kunst‹, also Kunst, die das Politische vorwiegend auf der inhaltlichen Ebene thematisiert, selbst in Widersprüche, ohne diese wirksam verbindlich machen zu können. So reproduziert sie entweder das Kritisierte, ohne es gleichzeitig der Reflexion zur Disposition zur stellen, oder sie verfehlt es.Im Anschluss an die Frage nach der Kritik der ›politischen Kunst‹ (im Sinne des genitivus objetivus) möchte ich die Reichweite des Kritisierten, wie die beiden hier diskutierten Auffassungen sie denken, vergleichen. Die Kritik, die ›politische Kunst‹ übt, kann immer nur partikular gedacht werden: sie ist Kritik an ganz spezifischen Sachverhalten. Demgegenüber beansprucht die Kritik, die Kunst als eine per se politische begreift, eine allgemeine, über das Partikulare hinausreichende Geltung, bleibt aber potentiell unspezifisch.
Research Interests: Critical Theory, Aesthetics, Art Theory, Contemporary Art, Theodor Adorno, and 12 morePhilosophy of Art, Aesthetics and Politics, Art Theory and Politics, Adorno, Adorno's Aesthetic Theory, Theodor W. Adorno, Art and Politics, Art Theory and Criticism, Theory of Art, Arts, Politics and Culture, Art & Politics, and Politics of art
The long-established plurality of ‘arts’ has in recent years been subjected to radical challenges, subverting our concept of the singular ‘art’. Our concept of ‘artwork’ has come under question, and the various categories of art have also... more
The long-established plurality of ‘arts’ has in recent years been subjected to radical challenges, subverting our concept of the singular ‘art’. Our concept of ‘artwork’ has come under question, and the various categories of art have also been threatened by recent trends that transgress the traditional boundaries, such as inter-/pluri-/multimedial and hybrid productions. These phenomena call for a revision and reassignment of the concepts of aesthetics.
In my paper, I argue that we have to reconsider what is meant by aesthetic objectivity in order not to lose the validity of our concept of ‘art’ and the differentiation in ‘arts’. We are to ref lect upon the turn to an aesthetic praxis that not only bids farewell to the object but to all forms of invalid objectif ications. By consideration of Hegel’s theories of art, I argue that this recent ‘de-artif ication’ should be understood as art’s immanent and dynamic work-in-progress upon its own objectivity. I argue that the dissolution of the borders between the f ine arts is directly related to a process of developing different objectif ications of aesthetic objectivity. The formation of a new, transformed understanding of aesthetic objectivity that no longer coincides with the aesthetic object leads us to cognise new connections and relations in the arts that ground this objectivity. This theory cannot be adequately developed in a paper of this length, and must remain introductory here. Instead I will focus on certain aspects of aesthetic objectivity. I argue that Hegel’s theory, which is usually characterized as binding aesthetic objectivity to the aesthetic object, has the potential to break with precisely such binding. Hegel’s ideas on aesthetic objectivity imply that the stable and closed object has the potential to lead us to an understanding of a self-consuming and self-annulling objectivity.
In my paper, I argue that we have to reconsider what is meant by aesthetic objectivity in order not to lose the validity of our concept of ‘art’ and the differentiation in ‘arts’. We are to ref lect upon the turn to an aesthetic praxis that not only bids farewell to the object but to all forms of invalid objectif ications. By consideration of Hegel’s theories of art, I argue that this recent ‘de-artif ication’ should be understood as art’s immanent and dynamic work-in-progress upon its own objectivity. I argue that the dissolution of the borders between the f ine arts is directly related to a process of developing different objectif ications of aesthetic objectivity. The formation of a new, transformed understanding of aesthetic objectivity that no longer coincides with the aesthetic object leads us to cognise new connections and relations in the arts that ground this objectivity. This theory cannot be adequately developed in a paper of this length, and must remain introductory here. Instead I will focus on certain aspects of aesthetic objectivity. I argue that Hegel’s theory, which is usually characterized as binding aesthetic objectivity to the aesthetic object, has the potential to break with precisely such binding. Hegel’s ideas on aesthetic objectivity imply that the stable and closed object has the potential to lead us to an understanding of a self-consuming and self-annulling objectivity.
Research Interests: Philosophy, Aesthetics, Art, Art Theory, Philosophy of Art, and 18 moreGerman Idealism, Hegel, G.W.F. Hegel, Art and Philosophy, Hegel (Philosophy) (Philosophy), Aesthetic theory, Objectivity, Deutscher Idealismus, Ästhetik, Asthetik, Objecthood in Contemporary Art, Hegel's aesthetics, 'Art and Objecthood', Objectivity of Beauty, Art Object, Philosophie Der Kunst, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, and Kunstphilosophie
One of the crucial characteristics of the avant-garde art is the tendency to undermine the boundaries between the traditional forms of art. Adorno, worried about this tendency, predicted the end of art and conceptualized the dissolution... more
One of the crucial characteristics of the avant-garde art is the tendency to undermine the boundaries between the traditional forms of art. Adorno, worried about this tendency, predicted the end of art and conceptualized the dissolution of boundaries through hybridization and performativity as »Verfransung«. This term, hardly translatable, assumes art specific textures which begin to dissolve and fray like a carpet by losing the sharpness of their demarcation lines. It is instructive to follow Adorno’s elucidation of this process as he does not only focus on the transfer of material but on a ›hidden form of intermediality‹ which is set in practice by the arts themselves in order to respond to historical and aesthetic challenges – which is the core of inter-medial relationships and as such mostly underestimated or marginalized in current debates. He ends up with the paradox conclusion that every art evolving its specific character and attitude towards its ›own‹ material becomes increasingly
convergent with another art in terms of logic and technique (e.g. painting develops an attitude towards time in order to explore its material space capacity that is similar to that of music). Hence, actualizing the potentialities of material meanings leads to a convergence of techniques and practices as well as to an immanent differentiation. In my Iecture, I want to analyse phenomena of differentiating, quasi-communicating interactivity within the realm of the specific arts. I will be focussing on phenomena that don’t cross but undermine media borders from within and thus reveal the constructive character of the
latter. Some briefly analysed examples of music, painting and literature will demonstrate not only how new techniques and practices are generated in order to realize material meanings, but also vice versa how the effort to generate new procedures and forms of material meanings evokes new practices and logics.
convergent with another art in terms of logic and technique (e.g. painting develops an attitude towards time in order to explore its material space capacity that is similar to that of music). Hence, actualizing the potentialities of material meanings leads to a convergence of techniques and practices as well as to an immanent differentiation. In my Iecture, I want to analyse phenomena of differentiating, quasi-communicating interactivity within the realm of the specific arts. I will be focussing on phenomena that don’t cross but undermine media borders from within and thus reveal the constructive character of the
latter. Some briefly analysed examples of music, painting and literature will demonstrate not only how new techniques and practices are generated in order to realize material meanings, but also vice versa how the effort to generate new procedures and forms of material meanings evokes new practices and logics.
Research Interests: Aesthetics, Media Studies, Performance Studies, Intermediality, Theodor Adorno, and 18 morePhilosophy of Art, Intermedia, Hybridization, Theory and Practice of Visual Arts, Adorno's Aesthetic Theory, Media Convergence, 20th century Avant-Garde, Theodor W. Adorno, Aesthetics and Theory of Arts, Aesthetic theory, Intermedialidad, Dissolution, Asthetik, Intermediality, literature and visual culture, Intermediality, transmediality, Intermedialität, Continental Philosophy and Aesthetics, and Intermediate
Oswald Eggers Arbeiten durchbrechen das konventionelle Verständnis von Lyrik und Prosa und eröffnen das 'areale Areal' der Poesie der Prosa der Poesie usw., um die Bedingungen der Möglichkeit des Sprechens, des Materials und Verfahrens... more
Oswald Eggers Arbeiten durchbrechen das konventionelle Verständnis von Lyrik und Prosa und eröffnen das 'areale Areal' der Poesie der Prosa der Poesie usw., um die Bedingungen der Möglichkeit des Sprechens, des Materials und Verfahrens der Sprache (Erde-Rede-Dreh), des Ich-Welt-Wort-Verhaltnisses zu erforschen. Sie sind poetologische Reflexionen ihrer selbst, die die Frage nach dem ('ontologischen und epistemischen) Status (Vgl. 'Nichts, das ist' und Pastiors 'Das Unding an sich) und ihrer Genese poetisch artikulieren. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der mathematischen Topologie und Funktionentheorie sucht Egger explorativ die potentielle Räumlichkeit poetischer Texte in ihrer gesamten Komplexität zu begreifen. Weit davon entfernt topologische Einsichten nur zu demonstrieren oder exemplifizieren, untersucht er ihre Funktionalität. Eggers Schreibprozess ist in vielfaltiger Weise von der mathematischen Logik geprägt: Um einen in sich stimmigen 'poetischen Raum' zu schaffen, in dem alle komplexen, variablen Momente logisch verbunden und aufeinander bezogen sind, orientiert er sich an mathematischen Figuren wie der Riemann'schen Fläche (eine eindimensionale komplexe Mannigfaltigkeit), dem Möbius-Band etc. und reflektiert dabei die potentielle Mehrdimensionalität, Krümmung, Überlappung, Chiralität des textuellen Raums Zeichnungen, Diagramme, Muster begleiten die Texte nicht nur, sondern sorgen für Evidenz, supplementieren, kommentieren, subvertieren, illustrieren, demonstrieren, irritieren oder komplementieren uvm. Damit (re-, aber auch de-) strukturieren sie die Textur, sind Fugen, Verfugungen, Bruchkanten, Knotenpunkte, Gelenke, Verdichtungen uvm. Die Textlogik ist dabei von der Satzebene bis zur Anordnung des gesamten Textes gemäß topologischer Überlegungen paradoxerweise als 'diskrete Stetigkeit' zu beschreiben. Dabei spielt die Dialektik zwischen Formativen und Performativen eine bedeutende Rolle: das 'Amorphe' (die 'Erde') soll durch Verfahren der topologischen Transformation, aber auch permutativer Kombinatorik (v.a. auch durch intra- und intertextuelle Bezüge) 'hervorgebracht' werden, d.h. sich in und zu einem Gedicht verdichten ('Rede'). Schon die anagrammatische Konzentration von Erde-Dreh-Rede zeigt die Bewegung der Umstellung (Permutation). In meinem Beitrag werde ich anhand ausgewählter Textauszüge aus dem Band 'Nichts, das ist' Gedichte (2001) die konstitutive Verschränktheit von mathematischer und poetischer Logik analysieren und bisherigen Verflechtungen von Mathematik und Sprache im 20. Jahrhundert (bspw. Markows) gegenüberstellen.
Research Interests: Poetics and Oswald Egger
Die Medialität der Sprache ist ein zentraler Topos in Kafkas Poetik, der in der Vergangenheit vor allem in der Schreibprozessforschung untersucht wurde. Nachdem die Sprache den Sinn jeder Aussage mitbestimme, habe sich der... more
Die Medialität der Sprache ist ein zentraler Topos in Kafkas Poetik, der in der Vergangenheit vor allem in der Schreibprozessforschung untersucht wurde. Nachdem die Sprache den Sinn jeder Aussage mitbestimme, habe sich der Sprecher/Schreibende mit ihr und ihrer Widerständigkeit auseinanderzusetzen. Vernachlässigt wird dabei oft, wie sich dennoch eine intendierte Vermittlung poetisch realisiert.
Dieses Vermittlungsgeschehen möchte ich in meinem Vortrag an Kafkas »Eine kaiserliche Botschaft« analysieren, in der das (Nicht-)Gelingen sprachlicher Mitteilung thematisiert wird. Kafka problematisiert die Übertragung einer mündlichen ›Botschaft‹ vom einem Sender zu einem Empfänger durch einen Boten, indem er verschiedene Deutungsvarianten des »durch« topographisch dekliniert. Das Zu-Sagende/Zu-Übermittelnde wird in einer unendlichen Bewegung ›durch‹ den Raum iteriert und somit unendlich verzögert. Der ausweglose, undurchdringbare Raum schließt sich zu einem Iternarium zusammen, in dem der Bestimmungsort nie erreicht werden kann. Die Vermittlung hat damit zwar immer statt, sie vollzieht sich – gelingt aber letztlich nie.
Entscheidend ist, dass damit der sozusagen ›hermeneutische‹ Prozess und die ›hermetische‹ Situation miteinander konfrontiert werden. Das Nicht-Gelingen der Vermittlung infolge ihrer unendlichen Verschiebung realisiert sich bei Kafka jedoch nicht als ein Scheitern der Kommunikation, sondern als poetisches Vermittlungsgeschehen, das sich innerhalb/inmitten der Sprache vollzieht. Parenthetische Zwischenräume, Unterbrechungen, Umwege, Iterationen und Inversionen prägen das narrative Verfahren ebenso wie die Verschränkung von präsentischem Wirklichkeits- und konjunktivisch-irrealem Möglichkeitsraum; ›dazwischen‹ (im Medium ›Sprache‹) stellt sich die Botschaft jedoch als und im Text her: Die ›Botschaft‹, dass außerhalb oder jenseits des Sprachraums, der sich nicht »durchmessen« lässt, keine Vermittlung möglich ist."
Dieses Vermittlungsgeschehen möchte ich in meinem Vortrag an Kafkas »Eine kaiserliche Botschaft« analysieren, in der das (Nicht-)Gelingen sprachlicher Mitteilung thematisiert wird. Kafka problematisiert die Übertragung einer mündlichen ›Botschaft‹ vom einem Sender zu einem Empfänger durch einen Boten, indem er verschiedene Deutungsvarianten des »durch« topographisch dekliniert. Das Zu-Sagende/Zu-Übermittelnde wird in einer unendlichen Bewegung ›durch‹ den Raum iteriert und somit unendlich verzögert. Der ausweglose, undurchdringbare Raum schließt sich zu einem Iternarium zusammen, in dem der Bestimmungsort nie erreicht werden kann. Die Vermittlung hat damit zwar immer statt, sie vollzieht sich – gelingt aber letztlich nie.
Entscheidend ist, dass damit der sozusagen ›hermeneutische‹ Prozess und die ›hermetische‹ Situation miteinander konfrontiert werden. Das Nicht-Gelingen der Vermittlung infolge ihrer unendlichen Verschiebung realisiert sich bei Kafka jedoch nicht als ein Scheitern der Kommunikation, sondern als poetisches Vermittlungsgeschehen, das sich innerhalb/inmitten der Sprache vollzieht. Parenthetische Zwischenräume, Unterbrechungen, Umwege, Iterationen und Inversionen prägen das narrative Verfahren ebenso wie die Verschränkung von präsentischem Wirklichkeits- und konjunktivisch-irrealem Möglichkeitsraum; ›dazwischen‹ (im Medium ›Sprache‹) stellt sich die Botschaft jedoch als und im Text her: Die ›Botschaft‹, dass außerhalb oder jenseits des Sprachraums, der sich nicht »durchmessen« lässt, keine Vermittlung möglich ist."
"Das Paradigma ist eine Bewegung »die von einer Singularität zur anderen geht und die, ohne sich selbst untreu zu werden, jeden einzelnen Fall in das Exemplar einer allgemeinen Regel verwandelt, die a priori zu formulieren unmöglich... more
"Das Paradigma ist eine Bewegung »die von einer Singularität zur anderen geht und die, ohne sich selbst untreu zu werden, jeden einzelnen Fall in das Exemplar einer allgemeinen Regel verwandelt, die a priori zu formulieren unmöglich bleibt« (Giorgio Agamben). Diese Definition umfasst das weite semantische Feld des Begriffs ›Paradigma‹ (griech. παράδειγμα), das Beweis, Beispiel, Muster, Modell oder Urbild bezeichnet. Zudem impliziert sie die Bedeutung, die der Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn in The Structure of Scientific Revolutions (1962) prägte. Nach ihm umschreiben Paradigmen einerseits die Gesamtheit der in einer wissenschaftlichen Gemeinschaft geteilten Techniken, Modelle und Werte sowie andererseits konkrete Elemente, die innerhalb einer scientific community an die Stelle von Regeln treten und dadurch geschlossene Forschungstraditionen begründen. Paradigmen sind damit normativ: Aus ihnen leiten sich Regeln ab, und sie stellen Regeln auf.
Im Zentrum der Vortragsreihe sollen Fragen nach dem Paradigmatischen in der Kunstpraxis und -theorie stehen. Gerade der im Rahmen der Theoriebildung entwickelte Terminus ›Kunst‹ basiert auf konkreten, singulären ästhetischen Phänomenen. In diesem Sinne prägen als ›Werk‹ gefasste Gegenstände den Kunstbegriff. Zudem kann ein Kunstwerk als Maßstab zur Beurteilung der ästhetischen Qualität anderer Arbeiten wirksam werden, so dass es tendenziell sowohl einen modernisierenden als auch einen uniformierenden oder nivellierenden Effekt evozieren kann. Relevant ist, wer darüber entscheidet, wann sich ein Paradigmenwechsel ereignet. Oftmals handelt es sich um komplex organisierte Dispositive, die als Diskurse des ›Neuen‹ ausbrechen und hinter denen außerästhetische, bspw. ökonomische Interessen stehen. Zugleich sind paradigmatische Kunstwerke oftmals als Durchbruch durch dominierende ideologische Konventionalisierungen zu verstehen. Sie etablieren daher nicht nur neue Standards und Gesetzmäßigkeiten, sondern fordern diese auch heraus. Der Begriff des Paradigmatischen hängt somit dialektisch mit dem Kunstbegriff zusammen: Was als Kunst gilt, ist Ergebnis paradigmatischer Setzungen; diese lassen sich wiederum durch neue Paradigmen jederzeit transformieren – Paradigmen
stabilisieren und dynamisieren demnach, was wir unter Kunst verstehen.
Die Vortragsreihe teilt sich in zwei systematische Blöcke, die der zentralen Frage nach dem Status des Paradigmatischen zum einen aus kunst- und wissenstheoretischer und zum andern aus der Perspektive der Kunstphänomene selbst nachgehen.
(a) Der wissenstheoretisch orientierte Block untersucht zunächst die derzeit geltenden Konzeptualisierungen des Paradigmatischen, wie sie sich im Ausgang von Thomas S. Kuhns und Giorgio Agambens Positionen entwickelten. Die vor allem an den Natur- und analytischen Wissenschaften orientierten Standpunkte sollen dahingehend überprüft werden, welchen Wert sie für kunsttheoretische Ansprüche haben können und inwiefern sie gegebenenfalls modifiziert werden müssen. Dabei steht nicht zuletzt die Wissenschaftlichkeit der Kunsttheorien zur Diskussion: Es stellt sich die Frage, wie Paradigmen angesichts des besonderen Gegenstandes ›Kunst‹ etabliert, verifiziert oder falsifiziert werden. Zudem muss diskutiert werden, ob die verschiedenen Kunstwissenschaften gleichermaßen paradigmatisch, d. h. in ihren Begriffen, Kategorien und Methoden homogen oder zumindest kompatibel verfasst sind. Angesichts der heutigen Pluralität in der Kunst stellt sich die Frage, ob eine Theorie der Kunst überhaupt noch möglich oder sinnvoll ist. Zur Disposition steht damit zugleich, ob Theorie überhaupt konsensuell (d. h. paradigmatisch im Sinne Kuhns) über Kunst sprechen kann. Vor allem angesichts kürzlich eingeführter Studiengänge wie den Interart Studies, die sich mit paradigmatischen Wenden wie der Entgrenzung und Verflechtung der Künste, ihrer Intermedialisierung oder generellen Koppelung mit anderen soziokulturellen Feldern befassen, gewinnt folgende Frage an Virulenz: Ist heute ein Paradigmenwechsel zur Paradigmenlosigkeit angezeigt? In diesem Sinne könnten gerade die Kunstwissenschaften aufgrund ihrer besonderen Orientierung an Singularitäten paradigmatisch für andere Wissenschaften sein.
(b) Der an den konkreten Kunstphänomenen orientierte Block nimmt die als paradigmatisch – d. h. als hervorragend, beispielhaft oder umwälzend – geltenden Künstler und Arbeiten in den Fokus. ›Geschehen‹ paradigmatische Kunstwerke? Oder gibt es Techniken des Paradigmatischen, insofern jede künstlerische Arbeit Modellierungs- und Transformationsverfahren vollzieht, die es in ein antagonistisches Verhältnis zu anderen treten lässt? Schließlich sucht jede künstlerische Produktion sich gegenüber der Tradition innovativ oder originell abzusetzen. Wie können singuläre Phänomene eine Transformation oder Modifikation des theoretischen Begriffs ›der Kunst‹ bewirken? Um das Verhältnis des Paradigmatischen zum diskursiven Dispositiv zu beleuchten, soll die Beziehung zwischen den von der Theorie ausgerufenen Paradigmenwechseln, die zu Epochengrenzen, Kanonisierung und Idealisierung einzelner Künstler (bspw. Goethezeitalter) führen auf ihre Rückwirkungen auf die Kunstpraxis und den -markt befragt werden. Andererseits sollen Arbeiten jener Künstler, die sich konventionellen Kategorisierungen entziehen, als Sonderformen des Paradigmatischen besprochen werden."
Im Zentrum der Vortragsreihe sollen Fragen nach dem Paradigmatischen in der Kunstpraxis und -theorie stehen. Gerade der im Rahmen der Theoriebildung entwickelte Terminus ›Kunst‹ basiert auf konkreten, singulären ästhetischen Phänomenen. In diesem Sinne prägen als ›Werk‹ gefasste Gegenstände den Kunstbegriff. Zudem kann ein Kunstwerk als Maßstab zur Beurteilung der ästhetischen Qualität anderer Arbeiten wirksam werden, so dass es tendenziell sowohl einen modernisierenden als auch einen uniformierenden oder nivellierenden Effekt evozieren kann. Relevant ist, wer darüber entscheidet, wann sich ein Paradigmenwechsel ereignet. Oftmals handelt es sich um komplex organisierte Dispositive, die als Diskurse des ›Neuen‹ ausbrechen und hinter denen außerästhetische, bspw. ökonomische Interessen stehen. Zugleich sind paradigmatische Kunstwerke oftmals als Durchbruch durch dominierende ideologische Konventionalisierungen zu verstehen. Sie etablieren daher nicht nur neue Standards und Gesetzmäßigkeiten, sondern fordern diese auch heraus. Der Begriff des Paradigmatischen hängt somit dialektisch mit dem Kunstbegriff zusammen: Was als Kunst gilt, ist Ergebnis paradigmatischer Setzungen; diese lassen sich wiederum durch neue Paradigmen jederzeit transformieren – Paradigmen
stabilisieren und dynamisieren demnach, was wir unter Kunst verstehen.
Die Vortragsreihe teilt sich in zwei systematische Blöcke, die der zentralen Frage nach dem Status des Paradigmatischen zum einen aus kunst- und wissenstheoretischer und zum andern aus der Perspektive der Kunstphänomene selbst nachgehen.
(a) Der wissenstheoretisch orientierte Block untersucht zunächst die derzeit geltenden Konzeptualisierungen des Paradigmatischen, wie sie sich im Ausgang von Thomas S. Kuhns und Giorgio Agambens Positionen entwickelten. Die vor allem an den Natur- und analytischen Wissenschaften orientierten Standpunkte sollen dahingehend überprüft werden, welchen Wert sie für kunsttheoretische Ansprüche haben können und inwiefern sie gegebenenfalls modifiziert werden müssen. Dabei steht nicht zuletzt die Wissenschaftlichkeit der Kunsttheorien zur Diskussion: Es stellt sich die Frage, wie Paradigmen angesichts des besonderen Gegenstandes ›Kunst‹ etabliert, verifiziert oder falsifiziert werden. Zudem muss diskutiert werden, ob die verschiedenen Kunstwissenschaften gleichermaßen paradigmatisch, d. h. in ihren Begriffen, Kategorien und Methoden homogen oder zumindest kompatibel verfasst sind. Angesichts der heutigen Pluralität in der Kunst stellt sich die Frage, ob eine Theorie der Kunst überhaupt noch möglich oder sinnvoll ist. Zur Disposition steht damit zugleich, ob Theorie überhaupt konsensuell (d. h. paradigmatisch im Sinne Kuhns) über Kunst sprechen kann. Vor allem angesichts kürzlich eingeführter Studiengänge wie den Interart Studies, die sich mit paradigmatischen Wenden wie der Entgrenzung und Verflechtung der Künste, ihrer Intermedialisierung oder generellen Koppelung mit anderen soziokulturellen Feldern befassen, gewinnt folgende Frage an Virulenz: Ist heute ein Paradigmenwechsel zur Paradigmenlosigkeit angezeigt? In diesem Sinne könnten gerade die Kunstwissenschaften aufgrund ihrer besonderen Orientierung an Singularitäten paradigmatisch für andere Wissenschaften sein.
(b) Der an den konkreten Kunstphänomenen orientierte Block nimmt die als paradigmatisch – d. h. als hervorragend, beispielhaft oder umwälzend – geltenden Künstler und Arbeiten in den Fokus. ›Geschehen‹ paradigmatische Kunstwerke? Oder gibt es Techniken des Paradigmatischen, insofern jede künstlerische Arbeit Modellierungs- und Transformationsverfahren vollzieht, die es in ein antagonistisches Verhältnis zu anderen treten lässt? Schließlich sucht jede künstlerische Produktion sich gegenüber der Tradition innovativ oder originell abzusetzen. Wie können singuläre Phänomene eine Transformation oder Modifikation des theoretischen Begriffs ›der Kunst‹ bewirken? Um das Verhältnis des Paradigmatischen zum diskursiven Dispositiv zu beleuchten, soll die Beziehung zwischen den von der Theorie ausgerufenen Paradigmenwechseln, die zu Epochengrenzen, Kanonisierung und Idealisierung einzelner Künstler (bspw. Goethezeitalter) führen auf ihre Rückwirkungen auf die Kunstpraxis und den -markt befragt werden. Andererseits sollen Arbeiten jener Künstler, die sich konventionellen Kategorisierungen entziehen, als Sonderformen des Paradigmatischen besprochen werden."
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Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings... more
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings eine ganze Reihe an möglichen Auslegungen – und Fragen. So könnte es sich bei der Ästhetischen Theorie um eine Theorie über Ästhetisches, also schlicht eine Ästhetik handeln. Mindestens genauso naheliegend wäre es jedoch anzunehmen, dass der Titel ‚Ästhetische Theorie‘ eine Theorie anzeigt, die ästhetisch ist, eine ästhetische Theorie also. Gesetzt dem wäre so: Ist sie nun das eine oder (nur) das andere? Ist sie gar beides? Und wenn ja, ist sie beides gleichermaßen? Oder eher bzw. mehr das eine und weniger das andere? Es scheint, als deutete der Titel eine recht innige, verschränkte Beziehung an. Sollten wir daher davon ausgehen, dass die 'Ästhetische Theorie' das eine ist, indem sie das andere ist? Oder sollten wir, mehr noch, darauf abheben, dass sie das eine nur sein kann, indem sie auch das andere ist? Müssten wir gar davon sprechen, dass sie das eine sein muss, um auch das andere sein zu können? Je nachdem wäre diskussionswürdig, ob die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie sein muss, um Theorie über Ästhetisches sein zu können; oder ob sie, anders gewendet, Theorie über Ästhetisches sein muss, um als Theorie überhaupt ästhetisch zu sein bzw. werden zu können. Dies wiederum evozierte die Frage, ob Theorie (nur) ästhetisch sein kann (oder muss), wenn der Gegenstand, auf den sie sich bezieht, ästhetisch ist – und sonst nicht. Ist also die Theorie in der Ästhetischen Theorie ästhetisch um des Ästhetischen willen oder ist die Ästhetische Theorie Theorie über Ästhetisches um des Ästhetisch-Seins (oder: -Werdens) von Theorie willen? Ist mit dem ästhetisch-Sein von Theorie, bzw. dem ‚ästhetische Theorie‘-Sein etwas bezeichnet, das jenseits des ‚Theorie über Ästhetisches‘-Seins Bestand, Bedeutung und Geltung hat? Und was soll es überhaupt heißen, dass Theorie ästhetisch ist? Ist damit eine Theorie gemeint, die in bestimmter Weise, nämlich ästhetisch verfasst ist? Worin aber bestünde eine solche ästhetische Verfasstheit von Theorie? Was bedeutete ästhetisch verfasste Theorie zu sein für den Status des Theorie-Seins? Haben wir mit der 'Ästhetischen Theorie' etwa eine Theorie vor uns, die unser Verständnis von Theorie verändern, gar grundsätzlich in Frage stellen will? Diese Überlegungen berühren freilich die Frage, wie wir den Status der 'Ästhetischen Theorie' einzuschätzen hätten. Stellt die 'Ästhetische Theorie' also ästhetische Theorie vor, dar oder eher bereit? Sprich: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie, insofern dass ästhetische Theorie sich genau einmal, eben als 'Ästhetische Theorie' realisierte? Das bedeutete, dass es ästhetische Theorie jenseits (bzw. nach) der 'Ästhetischen Theorie' nicht gibt und geben kann. Oder: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie gewissermaßen nur am Beispiel einer Theorie über Ästhetisches, so dass sie eine exemplarische oder gar eine paradigmatische Funktion hätte? Obwohl Adorno mit dem Titel ‚Ästhetische Theorie‘ in geradezu provokanter Weise die komplexe, offenbar vieldeutige Eigensinnigkeit der Ästhetischen Theorie artikuliert, blieb es bisher aus, ebendieser gründlich, gewissermaßen Schritt für Schritt, nachzugehen, mögliche Lesarten auszudifferenzieren und darauf zu verzichten, die 'Ästhetische Theorie' vorschnell auf eine festzulegen. Just dies nehme ich mir mit diesem Beitrag vor. Ich widme mich der Schwierigkeit, die Behauptung, die Adorno uns mit der 'Ästhetischen Theorie' zumutet, überhaupt zu verstehen. Ich frage also: Was und wozu ist die 'Ästhetische Theorie'? Und antworte darauf, indem ich mögliche Lesarten vorstelle, als was (und wie) sie gelesen werden kann.
Research Interests: Critical Theory, Philosophy, Aesthetics, Art Theory, Theodor Adorno, and 15 morePhilosophy of Art, Aesthetics and Politics, Frankfurt School, Aesthetics and Theory of Arts, Aesthetic theory, Ästhetik, Kritische Theorie, Paradigm Shifts, Kunst, Kritische Ästhetik, Kunsttheorie, Aesthetic Theory From Kant to Adorno, Frankfurter Schule, äSthetische Theorie, and Horkheimer Max Adorno Theodor W Dialectic of Enlightenment Philosophical Fragments
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Research Interests: Philosophy, Literature, Poetry, Literary Criticism, Poetics, and 15 moreLiterary Theory, Modernist Literature (Literary Modernism), Contemporary Literature, Gottfried Wilhelm Leibniz, Contemporary Poetry, Interpretation, Riemannian Geometries, Close Reading, Poetik und Hermeneutik, Raumtheorie, Lyrik, Oswald Egger, Literaturkritik, Prosa, and Gedichtanalyse
ZusammenfassungNach Adorno besteht das kritische Potential von Kunst in der Arbeit gegen den gesellschaftlichen Schein. Indem Adorno Kunst allerdings auf eine dialektische Strategie verpflichtet, legt er
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It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the... more
It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the traditional, but problematic, contradiction between ‘form’ and ‘material’, and, moreover, between ‘formality’ and ‘materiality’. Consequently, theories of the aesthetics of matter tend to focus on the material as an immediate objective fact and regard Avant-garde materiality as being of a certain (non-formal) quality. The realization and production of materiality is elucidated according to somewhat vague terms such as appearance, emergence and event. The techniques of the Avant-garde are thus reduced to unconscious and unintentional procedures. The dissolving of formal borders, intermediaries and hybrid forms are understood to be the result of a ‘performativization’ of the arts. However, elucidating the logic of the aesthetics of matter as a paradigmatic turn in this way is reductive. In my paper I will discuss the problems of this reduction by reconsidering some reflections of Theodor W. Adorno.