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Mit dem Begriff des „Paradigmenwechsels“ prägte Thomas S. Kuhn 1962 die Diskussion über Prozesse des Wandels in den Wissenschaften wegweisend. War der Begriff ursprünglich als ein rein deskriptiver konzipiert, so hat er inzwischen in den... more
Mit dem Begriff des „Paradigmenwechsels“ prägte Thomas S. Kuhn 1962 die Diskussion über Prozesse des Wandels in den Wissenschaften wegweisend. War der Begriff ursprünglich als ein rein deskriptiver konzipiert, so hat er inzwischen in den Geistes- und Kunstwissenschaften diskursstiftende Zugkraft entwickelt. Disparate Konfigurationen des Paradigmatischen in epistemischen, ästhetischen und medialen Gefügen fordern zu einer präzisen Untersuchung der je unterschiedlichen Funktionsweisen des Terminus heraus. Welchen Status und welche Legitimität kann er für sich beanspruchen? Wie werden Paradigmen erzeugt und ausgerufen? Der Band greift diese Debatten aus interdisziplinären Perspektiven auf, um die Paradigmatizität von Denk-, Handlungs- und Wahrnehmungsstilen in den Künsten und Geisteswissenschaften offenzulegen.
»Jedes Wort (für Wort) ist?«-so beginnt ein Satz aus Oswald Eggers Nichts, das ist, der im Zentrum unserer Auseinandersetzung stehen wird. Er eröffnet nicht nur einen Abschnitt des Bandes. Er legt auch einen bestimmten methodischen... more
»Jedes Wort (für Wort) ist?«-so beginnt ein Satz aus Oswald Eggers Nichts, das ist, der im Zentrum unserer Auseinandersetzung stehen wird. Er eröffnet nicht nur einen Abschnitt des Bandes. Er legt auch einen bestimmten methodischen Zugang nahe. Den literaturwissenschaftlich informierten Leser scheint er nämlich dazu anzuhalten, gemäß der Praxis des close readings ›Wort für Wort‹ zu lesen.

Entsprechend orientierten wir eine erste Lektüre des Satzes. Wir legten dabei diejenigen Leitfragen zugrunde, die sich bereits bei der Interpretation anderer Texte als produktiv erwiesen haben: 1 1. Warum steht hier ein Wort und nicht vielmehr keines?, 2. Warum steht dieses Wort hier und nicht ein anderes?, 3. Warum steht dieses Wort an dieser Stelle und nicht an einer anderen? 2 Diese mit der Praxis des ›Wort für Wort‹-Lesens verbundenen Fragen implizieren Annahmen, die letztlich darauf hinauslaufen, sich den Text als einen immanenten, d.h. geschlossenen und in-sich-reflektierten Begründungs-und Bestimmungszusammenhang vorzustellen.

In der Konsequenz dieser Annahmen liegt es, dass sich die Interpretation eines Textes, die bei der Analyse eines einzelnen Wortes ansetzt, in eine Synthese des gesamten Zusammenhangs wandelt; das ist zumindest dann der Fall, wenn der Zusammen-hang tatsächlich so konstituiert ist, dass jedes Element-und wir denken hier-bei an den Beginn des Satzes »Jedes Wort (für Wort)«-mit allen anderen in einer begründenden und bestimmenden Beziehung steht. Die Interpretation ist damit als ein vom einzelnen sprachlichen Element ausgehender Nachvollzug aller Relationen gefasst, durch die der Text sich-und zwar als genau dieser konkrete, singuläre-generiert. Konkret bedeutet das: Die Interpretation setzt damit ein, die Beziehung zwischen dem ersten und dem zweiten sprachlichen Element zu analysieren, die, indem sie eine spezifische Bedeutung entfaltet, einen Erwartungshorizont für die nachfolgenden sprachlichen Elemente aufspannt. Dieser Erwartungshorizont wird vom dritten sprachlichen Element erfüllt, negiert, modifiziert, transformiert oder dergleichen. Die zuvor festgehaltene Bedeutung muss entsprechend differenziert und gegebenenfalls revidiert werden. Das interpretatorische Tun stellt somit eine mit einer Prospektions-und Retroaktionslogik haushaltende synthetisierende Analyseleistung dar, die ihr Ziel in der Nachkonstruktion des textlogischen Zusammenhangs findet.

Unsere erste Lektüre des Satzes zeigte jedoch, dass dieses Vorgehen hier nur bedingt greift. Dies liegt daran, dass er den eben skizzierten, das Verfahren des ›Wort für Wort‹-Lesens zugrunde liegenden Annahmen nicht entspricht. Denn der Satz schließt zwar an diese an – nicht umsonst eröffnet er mit der Wendung »Wort (für Wort)« –, bricht allerdings mit ihnen. Wir denken, dass der von uns ausgewählte Satz für Oswald Eggers Poetik insofern paradigmatisch ist, als er über einige Verfahrensweisen Eggers Aufschluss gibt, qua deren Bestimmung wir zum Verständnis einer völlig andersartigen Textlogik gelangen. Paradigmatisch ist der Satz aber auch, weil sich in ihm eben jene Wendung vom ›Wort für Wort‹ findet, deren Reflexion für Egger zentral ist.1 Nicht nur kehrt der Ausdruck in vielfältigster Schreibung und Form in Nichts, das ist auf 159 Seiten 45 Mal wieder, vielmehr kreisen viele, wenn nicht gar die meisten der Texte Eggers gedanklich und sprachlich um ihn. Wenn wir also im Folgenden vorschlagen, diesen Satz einerseits als Aufkündigung des uns vertrauten – wie wir meinen: der modernistischen Poetik verpflichteten – Verständnisses vom Text zu verstehen, sowie andererseits als Exemplifikation eines Verständnisses, das eine neue Textlogik vorschlägt, so hoffen wir Allgemeineres, über ihn Hinausgehendes erarbeiten zu können.
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings eine ganze... more
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings eine ganze Reihe an möglichen Auslegungen – und Fragen. So könnte es sich bei der Ästhetischen Theorie um eine Theorie über Ästhetisches, also schlicht eine Ästhetik handeln. Mindestens genauso naheliegend wäre es jedoch anzunehmen, dass der Titel ‚Ästhetische Theorie‘ eine Theorie anzeigt, die ästhetisch ist, eine ästhetische Theorie also. Gesetzt dem wäre so: Ist sie nun das eine oder (nur) das andere? Ist sie gar beides? Und wenn ja, ist sie beides gleichermaßen? Oder eher bzw. mehr das eine und weniger das andere? Es scheint, als deutete der Titel eine recht innige, verschränkte Beziehung an. Sollten wir daher davon ausgehen, dass die 'Ästhetische Theorie' das eine ist, indem sie das andere ist? Oder sollten wir, mehr noch, darauf abheben, dass sie das eine nur sein kann, indem sie auch das andere ist? Müssten wir gar davon sprechen, dass sie das eine sein muss, um auch das andere sein zu können? Je nachdem wäre diskussionswürdig, ob die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie sein muss, um Theorie über Ästhetisches sein zu können; oder ob sie, anders gewendet, Theorie über Ästhetisches sein muss, um als Theorie überhaupt ästhetisch zu sein bzw. werden zu können. Dies wiederum evozierte die Frage, ob Theorie (nur) ästhetisch sein kann (oder muss), wenn der Gegenstand, auf den sie sich bezieht, ästhetisch ist – und sonst nicht. Ist also die Theorie in der Ästhetischen Theorie ästhetisch um des Ästhetischen willen oder ist die Ästhetische Theorie Theorie über Ästhetisches um des Ästhetisch-Seins (oder: -Werdens) von Theorie willen? Ist mit dem ästhetisch-Sein von Theorie, bzw. dem ‚ästhetische Theorie‘-Sein etwas bezeichnet, das jenseits des ‚Theorie über Ästhetisches‘-Seins Bestand, Bedeutung und Geltung hat? Und was soll es überhaupt heißen, dass Theorie ästhetisch ist? Ist damit eine Theorie gemeint, die in bestimmter Weise, nämlich ästhetisch verfasst ist? Worin aber bestünde eine solche ästhetische Verfasstheit von Theorie? Was bedeutete ästhetisch verfasste Theorie zu sein für den Status des Theorie-Seins? Haben wir mit der 'Ästhetischen Theorie' etwa eine Theorie vor uns, die unser Verständnis von Theorie verändern, gar grundsätzlich in Frage stellen will? Diese Überlegungen berühren freilich die Frage, wie wir den Status der 'Ästhetischen Theorie' einzuschätzen hätten. Stellt die 'Ästhetische Theorie' also ästhetische Theorie vor, dar oder eher bereit? Sprich: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie, insofern dass ästhetische Theorie sich genau einmal, eben als 'Ästhetische Theorie' realisierte? Das bedeutete, dass es ästhetische Theorie jenseits (bzw. nach) der 'Ästhetischen Theorie' nicht gibt und geben kann. Oder: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie gewissermaßen nur am Beispiel einer Theorie über Ästhetisches, so dass sie eine exemplarische oder gar eine paradigmatische Funktion hätte?
Obwohl Adorno mit dem Titel ‚Ästhetische Theorie‘ in geradezu provokanter Weise die komplexe, offenbar vieldeutige Eigensinnigkeit der Ästhetischen Theorie artikuliert, blieb es bisher aus, ebendieser gründlich, gewissermaßen Schritt für Schritt, nachzugehen, mögliche Lesarten auszudifferenzieren und darauf zu verzichten, die 'Ästhetische Theorie' vorschnell auf eine festzulegen. Just dies nehme ich mir mit diesem Beitrag vor. Ich widme mich der Schwierigkeit, die Behauptung, die Adorno uns mit der 'Ästhetischen Theorie' zumutet, überhaupt zu verstehen. Ich frage also: Was und wozu ist die 'Ästhetische Theorie'? Und antworte darauf, indem ich mögliche Lesarten vorstelle, als was (und wie) sie gelesen werden kann.
Nach Adorno besteht das kritische Potential von Kunst in der Arbeit gegen den gesellschaftlichen Schein. Indem Adorno Kunst allerdings auf eine dialektische Strategie verpflichtet, legt er das Kunstwerk-Sein auf eine ding-bzw. objekthafte... more
Nach Adorno besteht das kritische Potential von Kunst in der Arbeit gegen den gesellschaftlichen Schein. Indem Adorno Kunst allerdings auf eine dialektische Strategie verpflichtet, legt er das Kunstwerk-Sein auf eine ding-bzw. objekthafte Form fest. Dieser Restriktion widerspricht zeitgenössische Kunst, ohne jedoch den ideologiekritischen Anspruch aufzugeben. Im Ausgang einer Arbeit Tino Sehgals plädiere ich dafür, das Verständnis von ästhetischer Objektivität vom Paradigma des Objekthaften zu entkoppeln und argumentiere, dass sich materialistische Ästhetik, ohne ihren ideologiekritischen Kern zu verlieren, von der Privilegierung eines Erfahrungstypus lösen kann, um der Pluralisierung von künstlerischen Formen und Erfahrungslogiken gerecht zu werden.



Abstract: According to Adorno the critical potential of art lies in its work against societal semblance. By pleading for a dialectic strategy he compels art-works to be of a certain material objectness. Contemporary art does not conform to this restriction without relinquishing the anti-ideological claim. Based on a work of Tino Sehgal I plead to decouple the notion of aesthetic objectivity from the paradigm of objectness and I argue that materialist aesthetics can deliver itself of the privileging of a certain type of aesthetic experience – without betraying its anti-ideological core – thus doing justice to the current plurality of artistic forms and logics of aesthetic experience.
The chapter on the category of ‘enigmaticalness’ makes up the very core of Adorno’s Aesthetic Theory – not only with regard to its position in the manuscript, but above all to its relevance within the categorical framework. As a central... more
The chapter on the category of ‘enigmaticalness’ makes up the very core of Adorno’s Aesthetic Theory – not only with regard to its position in the manuscript, but above all to its relevance within the categorical framework. As a central aesthetic category ›enigmaticalness‹ designates the genuinely negative experience of the autonomous, self-determined artwork.
There have been a variety of elucidations of aesthetic enigmaticalness so far, the most influential of which either emphasize the overdeterminacy of signs, following Immanuel Kant’s theory of the sublime, or the un- or underdeterminacy of signs, mostly following reflections of Paul Valéry. While the former focus on the hyper-complex interrelation of signs, only allowing for partial understanding and thus hindering an overall understanding, the later approach focuses on the inability to identify significant material and its inter-relation, thus de-automatising non-aesthetic understanding. Such elucidations are strategically directed towards explaining how enigmaticalness appears as non-understanding – as delay, suspension or as a break of our categorical and discursive operations (all of which apply to post-structuralist theories from Derrida, Deleuze to Rancière). However they fail to explain the transformation that our understanding undergoes in the process, resulting in a specific aesthetic understanding as Adorno does. Whereas all Non-Adornian explanations declare that an understanding of the artwork is corrupted from its begin, Adorno’s account of the enigmatic logic has two phases: we actually are able to structure given signs, thus gaining an understanding of them, but at the same time there are several other obtruding, also valid and legitimate possible ways of structuring given signs, thus several other possible understandings. So enigmaticalness arises not, as conventionally claimed, from our categorical and discursive approach as such, but within the totality of judgments that are equally possible, but inconsistent and incompatible in relation to artworks. It is this irresolvable, ›impossible‹ totality of judgments that disagrees with our logic, thus urging us to decide between two incompatible understandings.
Subsequent to this reconstruction of Adorno’s concept of enigmaticalness, I will discuss the relevance of this category within Adorno’s aesthetics as well as for his Negative Dialectics.
Der Begriff des Paradigmas (griech. paradeigma; lat. exemplar) ist sehr weit. Dem seit der Antike bestehenden Verständnis nach können als Paradigmen partikulare, konkrete Instanzen aber auch allgemeine, modellhafte, abstrakte und... more
Der Begriff des Paradigmas (griech. paradeigma; lat. exemplar) ist sehr weit. Dem seit der Antike bestehenden Verständnis nach können als Paradigmen partikulare, konkrete Instanzen aber auch allgemeine, modellhafte, abstrakte und apriorische Muster, Ur- und Vorbilder oder Maße bezeichnet werden.  In der letzten Bedeutung ist der Paradigmenbegriff als wissenschaftstheoretischer Grundbegriff maßgeblich geworden. Er umschreibt vor allem eine Funktion: Im Kontext der Wissenschaftstheorie werden Paradigmen als apriori bestehende (Denk-)Formen verstanden, die eine gemeinsame Praxis ermöglichen, indem sie diese konstituieren und orientieren. Dieses Verständnis von Paradigmatizität lässt sich von Platon über Ludwig Wittgenstein bis Thomas S. Kuhn nachzeichnen.
Die sich aus dieser Konzeptualisierung ergebende Erläuterung der Funktionsweise von Paradigmen führt jedoch zu einem gravierenden Problem. So werde ich in einem ersten Schritt mit Rekurs auf Thomas S. Kuhns Theorie zeigen, dass apriori geltende Paradigmen zwar eine intelligible Funktion haben, insofern sie orientieren, was sowohl als Problem- und Gegenstandsbereich als auch als mögliche Lösung in einer Theorie gelten kann, dass sie aber aufgrund ihrer Apriorität zu einem für die Theorie problematischen Rationalitätsdefizit führen. Das Rationalitätsdefizit besteht darin, dass die der Theoriepraxis zugrundeliegenden Paradigmen nicht oder nur schwer identifiziert werden können. Entsprechend lassen sie sich nicht explizieren, reflektieren und kritisieren. Da Paradigmen apriori geltende Ermöglichungsbedingungen sind, hängt ihr Funktionieren auch gar nicht von der Identifizier-, Explizier-, Reflektier- und Kritisierbarkeit ab. Dadurch ist allerdings nicht überprüfbar, ob Paradigmen den Anspruch, Erkenntnis zu ermöglichen, erfüllen. Das führt zu einem Dilemma: Paradigmen ermöglichen Theoriepraxis, gefährden diese aber durch die Weise, wie sie sie ermöglichen. Zugleich sind alle Ergebnisse einer Theoriepraxis in Bezug auf die sie leitenden Paradigmen geltungsrelativ. Um dieser Aporie zu begegnen, brauchen wir Ressourcen, die helfen, Paradigmen zu identifizieren, so dass wir sie anschließend explizieren und reflektieren können; diese müssen zugleich so beschaffen sein, dass sie Paradigmen als geltend oder nicht-geltend ausweisen. Diese Ressourcen können aufgrund der eben bezeichneten Funktionslogik von Paradigmen nicht innerhalb einer paradigmengestützten Theoriepraxis liegen. Theodor W. Adorno hat dieses Problem sehr deutlich gesehen. Auf der Suche nach Instanzen, die das Paradigma des sogenannten ›identifizierenden Denkens‹ zu brechen vermögen, stößt er auf Kunstwerke. Nach ihm reagieren Kunstwerke kritisch auf die problematischen Aspekte von paradigmengestützter Wissenschaftspraxis, d.h. ihre Unreflektierbarkeit und Unkritisierbarkeit, ideologische Tendenz, Apriorität, (de-)formative Kraft. Sie decken das heteronomische Moment paradigmengestützten Begreifens auf, und wandeln es in ein ihrer Autonomie angemessenes Begreifen. Somit werden zwei Auffassungen von Paradigmatizität miteinander konfrontiert: eine apriorische, die der Sache notwendigerweise – da vorgängig – äußerlich und folglich heteronom ist, und eine sich aus der Sache (hier: dem Kunstwerk) heraus generierende und funktionierende, autonome Paradigmatizität. Ergänzend zeigen Nelson Goodmans Ausführungen zur Exemplifikation, dass einige Kunstwerke die Funktion eines Paradigmas einnehmen, weil sie eine besondere Intelligibilität nicht nur im Hinblick auf sich selbst, sondern auch ihnen ähnliche Kunstwerke, ausweisen. Mit Überlegungen Giorgio Agambens, die an die aristotelische Definition des Paradigmas anschließen, werde ich erläutern, dass sich eine solche auf anderes ausgreifende Intelligibilität in einer suchenden Reflexionsbewegung vollzieht. So wird verständlich, dass der (Kunst-)Gegenstand die Gesetze, nach denen er bestimmt und begriffen werden will, selbst bestimmt.
"Mostly rejection of Adorno’s aesthetics takes his questionable statements on performance art as its starting point. To face it, a reconstruction of the locus of these statements is vital. This requires a detour through some of Adorno’s... more
"Mostly rejection of Adorno’s aesthetics takes his questionable statements on performance art as its starting point. To face it, a reconstruction of the locus of these statements is vital. This requires a detour through some of Adorno’s fundamental ideas. Ensuing from the concept of aesthetic semblance, firstly the most crucial step will be to get a clear picture of the differences between his accounts of the performance of art, the performing arts, performance art and performativisation in art. Secondly, by investigating the complex conceptual relationships between these different definitions, we will arrive at a better understanding of his critical assessment of performance art. Finally, we may then be able to activate the dormant potential in Adorno’s ideas, which in turn will enable us to reposition his criticism.
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It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the... more
It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the traditional, but problematic, contradiction between ‘form’ and ‘material’, and, moreover, between ‘formality’ and ‘materiality’. Consequently, theories of the aesthetics of matter tend to focus on the material as an immediate objective fact and regard Avant-garde materiality as being of a certain (non-formal) quality. The realization and production of materiality is elucidated according to somewhat vague terms such as appearance, emergence and event. The techniques of the Avant-garde are thus reduced to unconscious and unintentional procedures. The dissolving of formal borders, intermediaries and hybrid forms are understood to be the result of a ‘performativization’ of the arts. However, elucidating the logic of the aesthetics of matter as a paradigmatic turn in this way is reductive. In my paper I will discuss the problems of this reduction by reconsidering some reflections of Theodor W. Adorno.
Jede Interpretation setzt an der Nicht-Selbstverständlichkeit eines Textes an, und ist damit an die Reflexion der Rätselhaftigkeit gebunden. Diese gründet in der eigensprachlichen Logik. Analysen ausgewählter Sätze von Oskar Pastior und... more
Jede Interpretation setzt an der Nicht-Selbstverständlichkeit eines Textes an, und ist damit an die Reflexion der Rätselhaftigkeit gebunden. Diese gründet in der eigensprachlichen Logik. Analysen ausgewählter Sätze von Oskar Pastior und Franz Kafka zeigen, dass ein genetisches Prinzip solcher Sprachlichkeit die das Verstehen irritierende Selbstbezüglichkeit ist. In kritischer Auseinandersetzung mit Überlegungen von Immanuel Kant bis Theodor W. Adorno wird ein erweitertes Verständnis dieser Kategorie entwickelt, das poetischen Phänomenen gerecht wird.
Adornos Praxis des Philosophierens hat ihr Modell an einem Paradigma, das die Erfahrung von Kunstwerken nahe legte. Sie erwächst der kritischen Einsicht in die Insuffizienz herkömmlicher, begrifflicher Identifikation und der daraus... more
Adornos Praxis des Philosophierens hat ihr Modell an einem Paradigma, das die Erfahrung von Kunstwerken nahe legte. Sie erwächst der kritischen Einsicht in die Insuffizienz herkömmlicher, begrifflicher Identifikation und der daraus folgenden Notwendigkeit neuer Paradigmen diskursiver Theorie. Will Philosophie ihren Erkenntnisanspruch gerecht werden, hat sie zunächst selbstkritisch zu bekennen, dass sie diesen in ihrer konventionellen Form nicht zu erfüllen vermag. Doch zu dieser Selbstkritik zu gelangen, scheint in einem nach Adorno herrschenden, totalen Immanenz- und Verblendungszusammenhang, unmöglich. Kein Standpunkt außerhalb dessen ist zu beziehen, von dem aus solche Kritik zu leisten wäre und Geltung beanspruchen könnte.

    Der Kern ästhetischer Erfahrung besteht jedoch genau darin, dass in ihr die Herrschaft herkömmlicher begrifflicher Praxis gebrochen wird – und das inmitten des Immanenzzusammenhangs. Ist dies aber erst einmal geschehen, ist eben diese diskursive Praxis in ihrem scheinhaften Anspruch, Wirklichkeit in toto fassen zu können, widerlegt. Diese Erfahrung lässt den Begriff sich gegen sich selbst wenden. Paradoxerweise führt jene Inversion auf sich selbst zugleich zu einer Wendung auf seinen Kern: das Nichtbegriffliche. Ist dies aber erst einmal als für den Begriff als konstitutiv erkannt, ‚zergeht‘ nach Adorno der ihn bestimmende „Identitätszwang“ (ND, 24). Damit stellt die Erfahrung von Kunstwerken jenes „Scharnier“ (ebd.) dar, das für eine Neuqualifizierung begrifflicher Bestimmung von Nöten ist.

    „Scharnier“ im eigentlichen Sinne ist der Rätselcharakter der Kunstwerke, denn er ist objektives Signum nicht nur der Insuffizienz des Begriffs, sofern er ein Erfahrungsgeschehen bezeichnet, das zum Kern das Scheitern herkömmlicher, begrifflicher Identifikationsmechanismen hat, sondern auch Signum, das an das vom Begriff Verdrängte und Verstellte erinnert, das seiner Vermittlung harrt. Wie diese Vermittlung zu geschehen hat, auch darauf gibt der Rätselcharakter Antwort, indem er, zu seiner Auflösung auffordernd, auf eine logische Struktur verweist, die genau das darstellt: einen Modus von Vermittlung, der die Sache als sie selbst begreift und begreifbar macht. Dadurch ändert sich nicht nur der Begriff von Vermittlung, sondern auch der Begriff von Bestimmung. Denn eine Sache verstehen und begreifen kann nun nicht mehr bedeuten, sie, indem man sie unter Kategorien bringt, zu beherrschen, sondern sie selbst zur Sprache zu bringen.

    Durch die Reflexion des Rätselcharakters von Kunstwerken wird demnach nicht nur die Herrschaft des Begriffs gebrochen, sondern zugleich auch die Kompetenz des Begriffs rehabilitiert. Denn sie führt zur Einsicht, dass zu einer gelingenden begrifflichen Praxis, das durch jene Begriffsherrschaft verdrängte epistemische Prinzip der Mimesis wieder angeeignet muss. Er erinnert daher nicht nur an das Nichtidentische, das der Begriff durch seine Bindung an das Prinzip der Identität tabuierte oder nivellierte, sondern auch an jenes mimetische Moment, das die epistemische Qualität des Begriffs zu sichern vermag.
Vortrag anläßlich der Tagung 'non/sensus — Die Kategorie des Sinns in Literatur, Philosophie und Literaturwissenschaft' in Leipzig vom 25.-27. September 2015.
German Abstract [for english see the talk]-- »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« – das Ästhetische als ›Brücke‹ divergenter begrifflicher Ordnungen bei Kant. In zeitgenössischen kunstphilosophischen Debatten wird... more
German Abstract [for english see the talk]-- »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« – das Ästhetische als ›Brücke‹ divergenter begrifflicher Ordnungen bei Kant.

In zeitgenössischen kunstphilosophischen Debatten wird ästhetischen Phänomenen häufig das Potential zugesprochen, normative Ordnungen kritisieren, reflektieren oder subvertieren zu können.Ich möchte einem bisher selten diskutierten Vorschlag Kants nachgehen: Er handelt von der Möglichkeit einer ›ästhetischen Überbrückung‹ divergenter begrifflicher (nicht-normativer und normativer) Ordnungen. Nach Kant stellen Verstand und Vernunft unterschiedliche Ressourcen dar, die divergierende, konfliktuöse, normative Ordnungen aufstellen, so dass eine »unübersehbare Kluft« zwischen beiden entsteht, »kein Übergang möglich« scheint, »gleich als ob es soviel verschiedene Welten wären« (KU BXIX). Dieses Setting gefährdet nach Kant unser Selbstverständnis als autonom Handelnde. Zugleich stellt es uns vor eine problematische, erklärungsbedürftige Alternative: Entweder wir begreifen ›Wirklichkeit‹ so, dass wir in sie bestimmend eingreifen können – dann orientieren wir uns an praktischen Gründen; oder so, dass sie in sich (kausal) gesetzlich bestimmt ist – dann orientieren wir uns an theoretischen Gründen. Kants Lösungsvorschlag für dieses Dilemma beruft sich auf den Begriff der Zweckmäßigkeit, den er vor allem mit Blick auf die ästhetische Erfahrung und das ästhetische Urteil konturiert. In ersterer erfahren wir unsere Erkenntnisvermögen in ›freiem Spiel‹ und damit die Bedingungen, die für unser Objektivitäts- und Wirklichkeitsverständnis verantwortlich sind. Durch das zweite artikulieren wir ebendiese Erfahrung, zugleich auf eine Normativität Anspruch erhebend, bei der eigentümlicherweise als Grund das Gefühl ›ästhetischer Lust‹ fungiert. Mit dem ästhetischen Urteil vollzieht sich ein ›switch‹ der Rechtfertigungslogik, von dem sich Kant die Versöhnung der inkompatiblen Rechtfertigungsordnungen verspricht. Mir geht es in erster Linie darum, Kants Problemstellung, sowie seinen Lösungsvorschlag zu rekonstruieren und im Anschluss kritisch zu diskutieren.
Das Politische der Kunst – Eine Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹ Die Rede von der ›politischen Kunst‹ legt nahe, dass Kunst im allgemeinen nicht politisch ist. Das Attribut ›politisch‹ grenzt in diesem Sinne spezifische – eben... more
Das Politische der Kunst –
Eine Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹

Die Rede von der ›politischen Kunst‹ legt nahe, dass Kunst im allgemeinen nicht politisch ist. Das Attribut ›politisch‹ grenzt in diesem Sinne spezifische – eben ›politische‹ – Kunstwerke und -formen ab von dem, was gemeinhin als Kunst gilt. Politische Kunst wird demnach als ein Sonderfall bzw. eine spezifische Form von Kunst aufgefasst. Sie steht in einem polemischen Verhältnis zu dem, was ihr als ›unpolitisch‹ in der Kunst gilt: so geht der Diskurs über die Notwendigkeit politischer Kunst oft einher mit einer Problematisierung von Kunst, die an ihrem Autonomiestatus festhalte und damit ihre potentiell, politische Wirksamkeit preisgebe. Im Rückgriff auf Gedanken Theodor W. Adornos möchte ich diese Bestimmungen problematisieren. In diesem Sinne ist mein Beitrag in erster Linie als Kritik am Begriff ›politischer Kunst‹ zu lesen, und in zweiter Linie als Kritik (an) der politischen Kunst.
Nach Adorno ist Kunst politisch, insofern sie den real existierenden gesellschaftlichen Normen, Logiken und Relationalitäten negativ kritisch gegenübersteht. Als objektivierter ›Prozess gegen‹ (ÄT, 12) das Empirische üben Kunstwerke allein schon aufgrund ihrer Existenz Kritik am Bestehenden. Demnach lässt sich ihre bloße Objektivität und ihre Objekthaftigkeit bereits als Einspruch lesen, ohne dass sie sich explizit als ›politisch‹ ausweisen müssten. Politisch ist Kunst paradoxerweise dann gerade dadurch, dass sie sich der politischen Instrumentalisierung verweigert – und in diesem Sinne gewissermaßen unpolitisch ist. Da Kunstwerke darauf bestehen, als Gemachte erkennbar zu sein, geben sie einen entlarvenden Einblick in die Logik dessen frei, was man als ›gesellschaftlichen Schein‹ bezeichnen könnte; kurz: sie sind (ideologie-)kritisch qua ihrer reflexiven Verfasstheit.
Die Rekonstruktion dieses Gedanken soll dazu führen, eine Kritik an der ›politischen Kunst‹ zu formulieren, insofern sie das m. E. wirklich kritische Moment der Kunst nivelliert, indem sie es vorwiegend auf der inhaltlichen Ebene ansetzt. So macht sie sich auch anfällig für eine Kritik, deren Kriterien nicht in ihr selbst begründet liegen. Demgegenüber wäre das politische Potential der Kunst umfassender als in der existentiellen Seinsweise verbürgt zu betrachten. Das Politische ist dann der Kunst inhärent und folgt notwendig aus ihrer objektiven Konstitution und ist damit kein sekundäres, zufälliges Moment. Daher lässt sich auch das ›Gelingen‹ der Kritik an immanent aufgestellten Maßstäben messen. In eben diese Konstitution ist eine Antinomie eingeschrieben, die ›politische Kunst‹ befällt, die sie aber nicht bewältigen kann: die notwendig tendenzielle Affirmation, die mit jeder Kritik einhergeht, die aber als reflexiv einholbare gebannt werden kann. Mit Adorno ist diese Reflexion qua Form des immanent in sich strukturierten Kunstwerks möglich, das seine paradoxale Verfasstheit und seinen antinomischen Charakter (vgl. das Problem des ästhetischen Scheins) exponiert und damit problematisiert. Widersprüche in der gesellschaftlichen Praxis aufzudecken ist demnach nur auf struktureller Ebene möglich, indem diese erneut – qua Form (vgl. ÄT,16: »die »ungelösten Antagonismen der Realität kehren wieder in den Kunstwerken als die immanenten Probleme ihrer Form«) repräsentiert werden. Diese Konzeption verbindet den Anspruch auf Autonomie mit dem der gesellschaftspolitischen Wirksamkeit und verzichtet darauf beide Momente gegeneinander auszuspielen. Demgegenüber verfängt sich ›politische Kunst‹, also Kunst, die das Politische vorwiegend auf der inhaltlichen Ebene thematisiert, selbst in Widersprüche, ohne diese wirksam verbindlich machen zu können. So reproduziert sie entweder das Kritisierte, ohne es gleichzeitig der Reflexion zur Disposition zur stellen, oder sie verfehlt es.Im Anschluss an die Frage nach der Kritik der ›politischen Kunst‹ (im Sinne des genitivus objetivus) möchte ich die Reichweite des Kritisierten, wie die beiden hier diskutierten Auffassungen sie denken, vergleichen. Die Kritik, die ›politische Kunst‹ übt, kann immer nur partikular gedacht werden: sie ist Kritik an ganz spezifischen Sachverhalten. Demgegenüber beansprucht die Kritik, die Kunst als eine per se politische begreift, eine allgemeine, über das Partikulare hinausreichende Geltung, bleibt aber potentiell unspezifisch.
The long-established plurality of ‘arts’ has in recent years been subjected to radical challenges, subverting our concept of the singular ‘art’. Our concept of ‘artwork’ has come under question, and the various categories of art have also... more
The long-established plurality of ‘arts’ has in recent years been subjected to radical challenges, subverting our concept of the singular ‘art’. Our concept of ‘artwork’ has come under question, and the various categories of art have also been threatened by recent trends that transgress the traditional boundaries, such as inter-/pluri-/multimedial and hybrid productions. These phenomena call for a revision and reassignment of the concepts of aesthetics.

In my paper, I argue that we have to reconsider what is meant by aesthetic objectivity in order not to lose the validity of our concept of ‘art’ and the differentiation in ‘arts’. We are to ref lect upon the turn to an aesthetic praxis that not only bids farewell to the object but to all forms of invalid objectif ications. By consideration of Hegel’s theories of art, I argue that this recent ‘de-artif ication’ should be understood as art’s immanent and dynamic work-in-progress upon its own objectivity. I argue that the dissolution of the borders between the f ine arts is directly related to a process of developing different objectif ications of aesthetic objectivity. The formation of a new, transformed understanding of aesthetic objectivity that no longer coincides with the aesthetic object leads us to cognise new connections and relations in the arts that ground this objectivity. This theory cannot be adequately developed in a paper of this length, and must remain introductory here. Instead I will focus on certain aspects of aesthetic objectivity. I argue that Hegel’s theory, which is usually characterized as binding aesthetic objectivity to the aesthetic object, has the potential to break with precisely such binding. Hegel’s ideas on aesthetic objectivity imply that the stable and closed object has the potential to lead us to an understanding of a self-consuming and self-annulling objectivity.
One of the crucial characteristics of the avant-garde art is the tendency to undermine the boundaries between the traditional forms of art. Adorno, worried about this tendency, predicted the end of art and conceptualized the dissolution... more
One of the crucial characteristics of the avant-garde art is the tendency to undermine the boundaries between the traditional forms of art. Adorno, worried about this tendency, predicted the end of art and conceptualized the dissolution of boundaries through hybridization and performativity as »Verfransung«. This term, hardly translatable, assumes art specific textures which begin to dissolve and fray like a carpet by losing the sharpness of their demarcation lines. It is instructive to follow Adorno’s elucidation of this process as he does not only focus on the transfer of material but on a ›hidden form of intermediality‹ which is set in practice by the arts themselves in order to respond to historical and aesthetic challenges – which is the core of inter-medial relationships and as such mostly underestimated or marginalized in current debates. He ends up with the paradox conclusion that every art evolving its specific character and attitude towards its ›own‹ material becomes increasingly
convergent with another art in terms of logic and technique (e.g. painting develops an attitude towards time in order to explore its material space capacity that is similar to that of music). Hence, actualizing the potentialities of material meanings leads to a convergence of techniques and practices as well as to an immanent differentiation. In my Iecture, I want to analyse phenomena of differentiating, quasi-communicating interactivity within the realm of the specific arts. I will be focussing on phenomena that don’t cross but undermine media borders from within and thus reveal the constructive character of the
latter. Some briefly analysed examples of music, painting and literature will demonstrate not only how new techniques and practices are generated in order to realize material meanings, but also vice versa how the effort to generate new procedures and forms of material meanings evokes new practices and logics.
Oswald Eggers Arbeiten durchbrechen das konventionelle Verständnis von Lyrik und Prosa und eröffnen das 'areale Areal' der Poesie der Prosa der Poesie usw., um die Bedingungen der Möglichkeit des Sprechens, des Materials und Verfahrens... more
Oswald Eggers Arbeiten durchbrechen das konventionelle Verständnis von Lyrik und Prosa und eröffnen das 'areale Areal' der Poesie der Prosa der Poesie usw., um die Bedingungen der Möglichkeit des Sprechens, des Materials und Verfahrens der Sprache (Erde-Rede-Dreh), des Ich-Welt-Wort-Verhaltnisses zu erforschen. Sie sind poetologische Reflexionen ihrer selbst, die die Frage nach dem ('ontologischen und epistemischen) Status (Vgl. 'Nichts, das ist' und Pastiors 'Das Unding an sich) und ihrer Genese poetisch artikulieren. Durch die intensive Auseinandersetzung mit der mathematischen Topologie und Funktionentheorie sucht Egger explorativ die potentielle Räumlichkeit poetischer Texte in ihrer gesamten Komplexität zu begreifen. Weit davon entfernt topologische Einsichten nur zu demonstrieren oder exemplifizieren, untersucht er ihre Funktionalität. Eggers Schreibprozess ist in vielfaltiger Weise von der mathematischen Logik geprägt: Um einen in sich stimmigen 'poetischen Raum' zu schaffen, in dem alle komplexen, variablen Momente logisch verbunden und aufeinander bezogen sind, orientiert er sich an mathematischen Figuren wie der Riemann'schen Fläche (eine eindimensionale komplexe Mannigfaltigkeit), dem Möbius-Band etc. und reflektiert dabei die potentielle Mehrdimensionalität, Krümmung, Überlappung, Chiralität des textuellen Raums Zeichnungen, Diagramme, Muster begleiten die Texte nicht nur, sondern sorgen für Evidenz, supplementieren, kommentieren, subvertieren, illustrieren, demonstrieren, irritieren oder komplementieren uvm. Damit (re-, aber auch de-) strukturieren sie die Textur, sind Fugen, Verfugungen, Bruchkanten, Knotenpunkte, Gelenke, Verdichtungen uvm. Die Textlogik ist dabei von der Satzebene bis zur Anordnung des gesamten Textes gemäß topologischer Überlegungen paradoxerweise als 'diskrete Stetigkeit' zu beschreiben. Dabei spielt die Dialektik zwischen Formativen und Performativen eine bedeutende Rolle: das 'Amorphe' (die 'Erde') soll durch Verfahren der topologischen Transformation, aber auch permutativer Kombinatorik (v.a. auch durch intra- und intertextuelle Bezüge) 'hervorgebracht' werden, d.h. sich in und zu einem Gedicht verdichten ('Rede'). Schon die anagrammatische Konzentration von Erde-Dreh-Rede zeigt die Bewegung der Umstellung (Permutation). In meinem Beitrag werde ich anhand ausgewählter Textauszüge aus dem Band 'Nichts, das ist' Gedichte (2001) die konstitutive Verschränktheit von mathematischer und poetischer Logik analysieren und bisherigen Verflechtungen von Mathematik und Sprache im 20. Jahrhundert (bspw. Markows) gegenüberstellen.
Die Medialität der Sprache ist ein zentraler Topos in Kafkas Poetik, der in der Vergangenheit vor allem in der Schreibprozessforschung untersucht wurde. Nachdem die Sprache den Sinn jeder Aussage mitbestimme, habe sich der... more
Die Medialität der Sprache ist ein zentraler Topos in Kafkas Poetik, der in der Vergangenheit vor allem in der Schreibprozessforschung untersucht wurde. Nachdem die Sprache den Sinn jeder Aussage mitbestimme, habe sich der Sprecher/Schreibende mit ihr und ihrer Widerständigkeit auseinanderzusetzen. Vernachlässigt wird dabei oft, wie sich dennoch eine intendierte Vermittlung poetisch realisiert.
Dieses Vermittlungsgeschehen möchte ich in meinem Vortrag an Kafkas »Eine kaiserliche Botschaft« analysieren, in der das (Nicht-)Gelingen sprach­licher Mitteilung thematisiert wird. Kafka problematisiert die Übertragung einer mündlichen ›Botschaft‹ vom einem Sender zu einem Empfänger durch einen Boten, indem er verschiedene Deutungsvarianten des »durch« topographisch dekliniert. Das Zu-Sagende/Zu-Übermittelnde wird in einer unendlichen Bewegung ›durch‹ den Raum iteriert und somit unendlich verzögert. Der ausweglose, undurchdringbare Raum schließt sich zu einem Iternarium zusammen, in dem der Bestimmungsort nie erreicht werden kann. Die Vermittlung hat damit zwar immer statt, sie vollzieht sich – gelingt aber letztlich nie.
Entscheidend ist, dass damit der sozusagen ›hermeneutische‹ Prozess und die ›hermetische‹ Situation miteinander konfrontiert werden. Das Nicht-Gelingen der Vermittlung infolge ihrer unendlichen Verschiebung realisiert sich bei Kafka jedoch nicht als ein Scheitern der Kommunikation, sondern als poetisches Vermittlungsgeschehen, das sich inner­halb/inmitten der Sprache vollzieht. Parenthetische Zwischenräume, Unterbrechungen, Umwege, Iterationen und Inversionen prägen das narrative Verfahren ebenso wie die Verschränkung von präsentischem Wirklichkeits- und konjunktivisch-irrealem Möglichkeitsraum; ›dazwischen‹ (im Medium ›Sprache‹) stellt sich die Botschaft jedoch als und im Text her: Die ›Botschaft‹, dass außerhalb oder jenseits des Sprachraums, der sich nicht »durchmessen« lässt, keine Vermittlung möglich ist."
Die geplante Tagung möchte den vielfältigen literarischen und philosophischen Debatten um die Kategorie des ›Sinns‹ nachgehen, insofern sie das Selbstverständnis der Literatur, der Philosophie und der Literaturwissenschaft in ihrem Kern... more
Die geplante Tagung möchte den vielfältigen literarischen und philosophischen Debatten um die Kategorie des ›Sinns‹ nachgehen, insofern sie das Selbstverständnis der Literatur, der Philosophie und der Literaturwissenschaft in ihrem Kern berührt und alle drei gleichermaßen – darin einander verschränkend und wechselseitig reflektierend – durchzieht.

Anfang des 20. Jahrhunderts gerät die Kategorie des Sinns in die Krise. Mit dieser Krise trennt sich der Sinn in ›Sinn‹, ›Un-Sinn‹, ›Nicht-Sinn‹ und ›Wider-Sinn‹, spaltet sich in Sinn und Sinnlichkeit, pluralisiert sich in nicht-hierarchisierbare, heterogene Sinne, die sich nicht mehr in die Einheit eines Sinns aufheben lassen. Die zwei Weltkriege, die ›Entdeckung‹ des Unbewussten und der Bruch mit dem idealistischen Systemdenken repräsentieren dabei nur drei Phänomene einer in alle Lebensbereiche ausgreifenden Entwicklung. Betroffen ist dabei nicht nur die Vorstellung von der Objektivität oder Gegebenheit des Sinns, sondern auch das Vertrauen in die Angemessenheit und Legitimität subjektiver Praktiken der Sinnerzeugung und -konstitution. Die Reaktionen darauf sind vielfältig: Einerseits wird die Sinnkrise als Sinnverlust oder Sinnentzug empfunden – symptomatisch zeugen dafür die kulturpessimistischen und vernunftkritischen Wendungen, wie die von der »Unrettbarkeit des Ich« (Mach), der »Menschheitsdämmerung« (Pinthus), des »Untergangs des Abendlandes« (Spengler) oder der »transzendentalen Obdachlosigkeit« (Lukács). Andererseits hat die Krise des Sinns auch eine Konjunktur des Sinnlichen, des Un- und Nicht-Sinns zur Folge. Sie Anlaß der Entgrenzung eines einseitig rationalistischen Sinnverständisses und als Befreiung vom Sinn gefeiert – das Sinnliche, Irrationale sowie Un- und Vorbewusste erfahren eine enorme Aufwertung. Gleichzeitig läßt sich ein Bedürfnis nach ›Sinn-Stiftung‹, eine Orientierung an sowie eine ›hemmungslose Sehnsucht‹ nach ›Sinn‹ beobachten, die trotzig der fortschreitenden ›Entleerung des geistigen Raumes‹ (Krakauer) zu widerstehen sucht.

Diese Krise des Sinns findet vor allem in der *Literatur* des 20. Jahrhunderts ihren Ausdruck. Um die Jahrhundertwende evoziert der Bruch zwischen Sprache und Realität eine nachhaltige Sprachskepsis und zieht Poetologien nach sich, die von dieser Kränkung sprachlicher Souveränität wesentlich bestimmt sind. Andererseits gilt die bis dato vorherrschende Dominanz des Sinns als überwunden, und die Sinnkrise wird als Chance ergriffen, die Realität sprachlich um den Nicht-, Un- und Gegensinn zu erweitern, expressionistisch auszustellen, surreal zu überbieten oder dadaistisch zu überspielen.
Die *Philosophie* und die philosophische Ästhetik reagieren ebenfalls auf die gesellschaftliche, aber auch künstlerisch reflektierte Sinnkrise. Der logische Positivismus des Wiener Kreises leistet Verzicht auf diese Kategorie, beschränkt sich auf das positiv Gegebene und Faktische, alle metaphysischen Sinnfragen zu Scheinproblemen erklärend; die Hermeneutik des 20. Jahrhunderts versteht den Sinn und den ›Sinnentwurf‹ als Fundament allen Verstehens, das sich am Nicht-Sinn abarbeitet; die Philosophie Adornos behauptet den ›Eigensinn‹ der Kunst als rettenden, utopischen Gegensinn wider eine vernunftkritisch als unsinnig entlarvte Gesellschaft; der Poststrukturalismus und die Dekonstruktion arbeiten die unvorgängige Vermittlung und Wechselwirkung von Sinn und Unsinn, Sinn und Sinnlichkeit heraus.
Sowohl die komplexen literarischen Phänomene als auch die heterogenen Konzeptualisierungsversuche der Philosophie wirken sich schließlich auf die *Literaturwissenschaft* aus, sofern ihr interpretatives und deutendes Tun maßgeblich auf einem von ihr kritisch zu reflektierenden Verständnis von ›Sinn‹ gründet. So bestimmen die literarischen und philosophischen Problematisierungen das Selbstverständnis der Literaturwissenschaft - ihre Auffassung ihres Gegenstandes als auch ihre Methodik.

Der Schwerpunkt der Tagung soll auf literaturtheoretischen und philosophischen Fragestellungen liegen, die in drei Sektionen, die sich zum Teil überschneiden und ineinander greifen, diskutiert werden sollen: Es geht um den ›Sinn‹ unter der Perspektive des Bedeutens, Aufbrechens und Überlagerns; um Verfahren der Sinnproduktion, -negation, -verschiebung, -erweiterung, -zersetzung oder -streuung; um die Infragestellung verschiedener Verständnisse von Sprachlichkeit, Materialität und Textualität; um Diskurse, in denen die Entgrenzung, Erweiterung, Fragmentierung und Hypostasierung des Sinns diskutiert und konzeptualisiert werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse von literarischen und philosophischen Texten, die sich der Krise der Kategorie des Sinns stellen, sie kommentieren, reflektieren oder inszenieren.

Fragen, die Literatur, Philosophie und Literaturwissenschaft gleichermaßen berühren und so miteinander ins Gespräch setzen, sind etwa, wie das Verhältnis von Sinn und Nicht-Sinn zu denken ist: Stellen Sinn und Nicht-Sinn einander ausschließende und unvereinbare Gegensätze dar oder müssen sie als aufeinander bezogen und vermittelt gedacht werden? Ist der Nicht-Sinn als Privation des Sinns oder als vorgängiger Noch-Nicht-Sinn zu verstehen? Ruht der Sinn nicht vielmehr auf dem Nicht-Sinn als dessen Ermöglichungsgrund auf – und/oder vice versa? Weiterhin, die Relation von Sinn/Nicht-Sinn und Sinnlichkeit betreffend: Ist Sinnlichkeit für die Konstitution des Sinns bedeutsam? Und wenn ja: Kommt dem Sinnlichen ein irreduzibles Sinn-Potential zu, das die Sinnkonstitution nicht ausschöpfen kann? Und müsste man demnach von einem ›Eigensinn‹ des Sinnlichen sprechen, der sich widerstreitend gegen den Sinn verhält? Schließlich: In welchem Verhältnis steht die Pluralität des Sinnlichen zum einheitlichen und eindeutigen Sinn? In welcher Weise subvertiert oder pluralisiert das Sinnliche den Sinn, ohne ihn dabei einfach zu negieren und in Nicht-Sinn zu verkehren? Mit Blick auf die literaturwissenschaftliche Arbeitspraxis ist insbesondere zu fragen, wie sich die Interpretation der Komplexität eines mehrfachen, vieldeutigen Sinns stellen kann? Geht es um Sinnentdeckung oder um die Explikation literarischen Eigensinns? In welcher Weise werden literaturwissenschaftlichen Kategorien (›Material‹, ›Form‹, ›Text‹, etc.) von der Revision des Sinn-Begriffs berührt?

Ziel der Tagung ist folglich, zwischen den bedeutendsten literarischen Phänomenen und Theorieansätzen des 20. Jahrhunderts neue Verständnisbrücken zu bauen und überdies auf bislang unberücksichtigte Korrelationen und Bezüge aufmerksam zu machen. Durch die dezidiert interdisziplinäre Ausrichtung der Tagung, deren Teilnehmer Doppelkompetenzen in Literatur- und/oder Kunstwissenschaft einerseits und Philosophie andererseits besitzen, wird dabei die oft vernachlässigte wechselseitige Kommunikation der Disziplinen ermöglicht und durch die Thematisierung gemeinsamer Fragestellungen einem Erkenntnis bringenden Dialog Raum gegeben.
"Das Paradigma ist eine Bewegung »die von einer Singularität zur anderen geht und die, ohne sich selbst untreu zu werden, jeden einzelnen Fall in das Exemplar einer allgemeinen Regel verwandelt, die a priori zu formulieren unmöglich... more
"Das Paradigma ist eine Bewegung »die von einer Singularität zur anderen geht und die, ohne sich selbst untreu zu werden, jeden einzelnen Fall in das Exemplar einer allgemeinen Regel verwandelt, die a priori zu formulieren unmöglich bleibt« (Giorgio Agamben). Diese Definition umfasst das weite semantische Feld des Begriffs ›Paradigma‹ (griech. παράδειγμα), das Beweis, Beispiel, Muster, Modell oder Urbild bezeichnet. Zudem impliziert sie die Bedeutung, die der Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn in The Structure of Scientific Revolutions (1962) prägte. Nach ihm umschreiben Paradigmen einerseits die Gesamtheit der in einer wissenschaftlichen Gemeinschaft geteilten Techniken, Modelle und Werte sowie andererseits konkrete Elemente, die innerhalb einer scientific community an die Stelle von Regeln treten und dadurch geschlossene Forschungstraditionen begründen. Paradigmen sind damit normativ: Aus ihnen leiten sich Regeln ab, und sie stellen Regeln auf.

Im Zentrum der Vortragsreihe sollen Fragen nach dem Paradigmatischen in der Kunstpraxis und -theorie stehen. Gerade der im Rahmen der Theoriebildung entwickelte Terminus ›Kunst‹ basiert auf konkreten, singulären ästhetischen Phänomenen. In diesem Sinne prägen als ›Werk‹ gefasste Gegenstände den Kunstbegriff. Zudem kann ein Kunstwerk als Maßstab zur Beurteilung der ästhetischen Qualität anderer Arbeiten wirksam werden, so dass es tendenziell sowohl einen modernisierenden als auch einen uniformierenden oder nivellierenden Effekt evozieren kann. Relevant ist, wer darüber entscheidet, wann sich ein Paradigmenwechsel ereignet. Oftmals handelt es sich um komplex organisierte Dispositive, die als Diskurse des ›Neuen‹ ausbrechen und hinter denen außerästhetische, bspw. ökonomische Interessen stehen. Zugleich sind paradigmatische Kunstwerke oftmals als Durchbruch durch dominierende ideologische Konventionalisierungen zu verstehen. Sie etablieren daher nicht nur neue Standards und Gesetzmäßigkeiten, sondern fordern diese auch heraus. Der Begriff des Paradigmatischen hängt somit dialektisch mit dem Kunstbegriff zusammen: Was als Kunst gilt, ist Ergebnis paradigmatischer Setzungen; diese lassen sich wiederum durch neue Paradigmen jederzeit transformieren – Paradigmen
stabilisieren und dynamisieren demnach, was wir unter Kunst verstehen.

Die Vortragsreihe teilt sich in zwei systematische Blöcke, die der zentralen Frage nach dem Status des Paradigmatischen zum einen aus kunst- und wissenstheoretischer und zum andern aus der Perspektive der Kunstphänomene selbst nachgehen.

(a) Der wissenstheoretisch orientierte Block untersucht zunächst die derzeit geltenden Konzeptualisierungen des Paradigmatischen, wie sie sich im Ausgang von Thomas S. Kuhns und Giorgio Agambens Positionen entwickelten. Die vor allem an den Natur- und analytischen Wissenschaften orientierten Standpunkte sollen dahingehend überprüft werden, welchen Wert sie für kunsttheoretische Ansprüche haben können und inwiefern sie gegebenenfalls modifiziert werden müssen. Dabei steht nicht zuletzt die Wissenschaftlichkeit der Kunsttheorien zur Diskussion: Es stellt sich die Frage, wie Paradigmen angesichts des besonderen Gegenstandes ›Kunst‹ etabliert, verifiziert oder falsifiziert werden. Zudem muss diskutiert werden, ob die verschiedenen Kunstwissenschaften gleichermaßen paradigmatisch, d. h. in ihren Begriffen, Kategorien und Methoden homogen oder zumindest kompatibel verfasst sind. Angesichts der heutigen Pluralität in der Kunst stellt sich die Frage, ob eine Theorie der Kunst überhaupt noch möglich oder sinnvoll ist. Zur Disposition steht damit zugleich, ob Theorie überhaupt konsensuell (d. h. paradigmatisch im Sinne Kuhns) über Kunst sprechen kann. Vor allem angesichts kürzlich eingeführter Studiengänge wie den Interart Studies, die sich mit paradigmatischen Wenden wie der Entgrenzung und Verflechtung der Künste, ihrer Intermedialisierung oder generellen Koppelung mit anderen soziokulturellen Feldern befassen, gewinnt folgende Frage an Virulenz: Ist heute ein Paradigmenwechsel zur Paradigmenlosigkeit angezeigt? In diesem Sinne könnten gerade die Kunstwissenschaften aufgrund ihrer besonderen Orientierung an Singularitäten paradigmatisch für andere Wissenschaften sein.

(b) Der an den konkreten Kunstphänomenen orientierte Block nimmt die als paradigmatisch – d. h. als hervorragend, beispielhaft oder umwälzend – geltenden Künstler und Arbeiten in den Fokus. ›Geschehen‹ paradigmatische Kunstwerke? Oder gibt es Techniken des Paradigmatischen, insofern jede künstlerische Arbeit Modellierungs- und Transformationsverfahren vollzieht, die es in ein antagonistisches Verhältnis zu anderen treten lässt? Schließlich sucht jede künstlerische Produktion sich gegenüber der Tradition innovativ oder originell abzusetzen. Wie können singuläre Phänomene eine Transformation oder Modifikation des theoretischen Begriffs ›der Kunst‹ bewirken? Um das Verhältnis des Paradigmatischen zum diskursiven Dispositiv zu beleuchten, soll die Beziehung zwischen den von der Theorie ausgerufenen Paradigmenwechseln, die zu Epochengrenzen, Kanonisierung und Idealisierung einzelner Künstler (bspw. Goethezeitalter) führen auf ihre Rückwirkungen auf die Kunstpraxis und den -markt befragt werden. Andererseits sollen Arbeiten jener Künstler, die sich konventionellen Kategorisierungen entziehen, als Sonderformen des Paradigmatischen besprochen werden."
Theoretical and practical reflections on the act of speculation are currently booming in a unique way, in the economic, political, aesthetic and epistemological domains alike. Paralleling the recent emergence of the “speculative realism”... more
Theoretical and practical reflections on the act of speculation are currently booming in a unique way, in the economic, political, aesthetic and epistemological domains alike. Paralleling the recent emergence of the “speculative realism” movement in philosophy, a so-called “speculative turn” in art and curatorial practices is being proclaimed.

The Art of Speculation offers a platform for exploring this contemporary phenomenon from an interdisciplinary perspective and critically questioning its origins, significance, and sustainability. While many curators, gallery owners, artists, and theorists currently embrace the discourse on speculation, the Joint Symposium will emphasize the conditions and objectives of transfer of the concept, and will analyze its various sites and protagonists.

1. Aesthetics of Speculation

This group will focus on the ways in which speculation is currently being incorporated into the production, exhibition, and reception of the arts. It will address the question of how “speculative art” presents itself and what means, practices, and concepts of materiality it is based on. The aim of the group is to work out whether a common “aesthetics” or poetology can be determined that is equally inherent in all manifestations currently labelled as “speculative art”. Correspondingly, adequate criteria for analysis and criticism will need to be elaborated. Against this backdrop, we would also like to ask how the collapse of the financial markets has influenced the various manifestations of speculative art, including the strategies art has developed to evade its commodification. A special emphasis will finally be put on the status of subjectivity in speculative art theory and its implications for the notion of aesthetic experience.

2. Scenarios of Speculation

As an epistemological practice, speculation acts to create, play through, and design alternative and/or potential scenarios. As such, it can help us to predict and simultaneously produce alternative “realities”. Computer simulations based on algorithms enable us to model and envision future and past best- and worst-case scenarios. Games and aesthetic in(ter)ventions become future labs in which the potential and non-actual are – critically or neutrally – imagined and negotiated, and “the becoming” is anticipated. These practices thus not only revise spatio-temporal coordinates, but also reorganize them. This group will focus on the creative potential and limitations inherent in artistic, theoretical, and scientific operations and scenarios of speculation, particularly emphasizing practices such as designing, simulating, playing, and experimenting with deviant orders of reality.

3. Temporalities of Speculation

This group will examine the specific temporality of speculative operations. Speculation designs alternative pasts and futures and tries to anticipate, control, and tame time as well as to erase, augment, or overwrite our presence. Against this backdrop, it is necessary to ask about the effect of speculation on existing notions of past, presence and future and their interrelation. Betting on the difference between current and future immaterialities, speculation furthermore appears as an act of creating and sustaining spectres. An analysis of the temporality of speculation thus also needs to ask when those spectres first started haunting us, what purpose they serve and whether we can imagine a world without them. In line with that, this group also aims to trace the particular historicity of speculation itself. As speculation experienced its first boom as a theoretical and aesthetic concept in the 18th century with German romanticism, it is important to ask why it has now gained influence again. This group will thus look at the conditions in which speculation emerged in the 18th century and the objectives its users had as well as the current conceptualization of speculation in order to determine whether a periodicity between the two can be observed.
Walter Benjamin and Theodor W. Adorno are considered today to be the two most significant early theorists in founding critical theory. In their works and correspondence, both thinkers turn to art and the aesthetic as a vital way for... more
Walter Benjamin and Theodor W. Adorno are considered today to be the two most significant early theorists in founding critical theory. In their works and correspondence, both thinkers turn to art and the aesthetic as a vital way for understanding modern society and developing philosophical methods. This volume of original essays seeks to understand how they influenced each other and disagreed with each other on fundamental questions about art and the aesthetic. The books deals with a variety of key philosophical questions, such as: How does art involve distinctive modes of experience? What is the political significance of modern art?What does aesthetic experience teach us about the limitations of conceptual thought?How is aesthetic experience implicated in the very medium of thought, language? Ultimately the book presents a systematic argument for the foundational significance of the aesthetic in the development of the early critical theory movement.
Research Interests:
The work of the leading Frankfurt School philosopher Theodor W. Adorno (1903-1969) continues to have an immense influence on contemporary cultural and critical theory, sociology, musicology, aesthetics, and political thought. Just as... more
The work of the leading Frankfurt School philosopher Theodor W. Adorno (1903-1969) continues to have an immense influence on contemporary cultural and critical theory, sociology, musicology, aesthetics, and political thought. Just as Adorno's theoretical approach spans a wide interdisciplinary terrain, so too does the emerging field of performance philosophy bring many disciplinary approaches together to articulate a renewed understanding of the practice of philosophy and the philosophical dimensions of performance. Adorno and Performance argues for the 'actuality' of Adorno's philosophy of art and dialectical criticism for the discipline of performance philosophy, where, following Max Pensky, the term actuality refers to both 'relevance for the present and its concerns' or 'up to date,' 'still in fashion.' The volume's essays work through Adorno's philosophy as it relates to theatre, drama, music, aesthetics, everyday life, the relation of art to society, theory to practice, and other domains of 'performance.' This book is part of the Performance Philosophy Book Series.
Research Interests:
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings... more
Adornos 'Ästhetische Theorie' ist ein eigensinniges Gebilde. Dies artikuliert bereits ihr Titel. Er lässt uns zwar im Unklaren darüber, was genau wir bei einer Ästhetischen Theorie zu erwarten haben, er eröffnet allerdings eine ganze Reihe an möglichen Auslegungen – und Fragen. So könnte es sich bei der Ästhetischen Theorie um eine Theorie über Ästhetisches, also schlicht eine Ästhetik handeln. Mindestens genauso naheliegend wäre es jedoch anzunehmen, dass der Titel ‚Ästhetische Theorie‘ eine Theorie anzeigt, die ästhetisch ist, eine ästhetische Theorie also. Gesetzt dem wäre so: Ist sie nun das eine oder (nur) das andere? Ist sie gar beides? Und wenn ja, ist sie beides gleichermaßen? Oder eher bzw. mehr das eine und weniger das andere? Es scheint, als deutete der Titel eine recht innige, verschränkte Beziehung an. Sollten wir daher davon ausgehen, dass die 'Ästhetische Theorie' das eine ist, indem sie das andere ist? Oder sollten wir, mehr noch, darauf abheben, dass sie das eine nur sein kann, indem sie auch das andere ist? Müssten wir gar davon sprechen, dass sie das eine sein muss, um auch das andere sein zu können? Je nachdem wäre diskussionswürdig, ob die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie sein muss, um Theorie über Ästhetisches sein zu können; oder ob sie, anders gewendet, Theorie über Ästhetisches sein muss, um als Theorie überhaupt ästhetisch zu sein bzw. werden zu können. Dies wiederum evozierte die Frage, ob Theorie (nur) ästhetisch sein kann (oder muss), wenn der Gegenstand, auf den sie sich bezieht, ästhetisch ist – und sonst nicht. Ist also die Theorie in der Ästhetischen Theorie ästhetisch um des Ästhetischen willen oder ist die Ästhetische Theorie Theorie über Ästhetisches um des Ästhetisch-Seins (oder: -Werdens) von Theorie willen? Ist mit dem ästhetisch-Sein von Theorie, bzw. dem ‚ästhetische Theorie‘-Sein etwas bezeichnet, das jenseits des ‚Theorie über Ästhetisches‘-Seins Bestand, Bedeutung und Geltung hat? Und was soll es überhaupt heißen, dass Theorie ästhetisch ist? Ist damit eine Theorie gemeint, die in bestimmter Weise, nämlich ästhetisch verfasst ist? Worin aber bestünde eine solche ästhetische Verfasstheit von Theorie? Was bedeutete ästhetisch verfasste Theorie zu sein für den Status des Theorie-Seins? Haben wir mit der 'Ästhetischen Theorie' etwa eine Theorie vor uns, die unser Verständnis von Theorie verändern, gar grundsätzlich in Frage stellen will? Diese Überlegungen berühren freilich die Frage, wie wir den Status der 'Ästhetischen Theorie' einzuschätzen hätten. Stellt die 'Ästhetische Theorie' also ästhetische Theorie vor, dar oder eher bereit? Sprich: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie, insofern dass ästhetische Theorie sich genau einmal, eben als 'Ästhetische Theorie' realisierte? Das bedeutete, dass es ästhetische Theorie jenseits (bzw. nach) der 'Ästhetischen Theorie' nicht gibt und geben kann. Oder: Ist die 'Ästhetische Theorie' ästhetische Theorie gewissermaßen nur am Beispiel einer Theorie über Ästhetisches, so dass sie eine exemplarische oder gar eine paradigmatische Funktion hätte? Obwohl Adorno mit dem Titel ‚Ästhetische Theorie‘ in geradezu provokanter Weise die komplexe, offenbar vieldeutige Eigensinnigkeit der Ästhetischen Theorie artikuliert, blieb es bisher aus, ebendieser gründlich, gewissermaßen Schritt für Schritt, nachzugehen, mögliche Lesarten auszudifferenzieren und darauf zu verzichten, die 'Ästhetische Theorie' vorschnell auf eine festzulegen. Just dies nehme ich mir mit diesem Beitrag vor. Ich widme mich der Schwierigkeit, die Behauptung, die Adorno uns mit der 'Ästhetischen Theorie' zumutet, überhaupt zu verstehen. Ich frage also: Was und wozu ist die 'Ästhetische Theorie'? Und antworte darauf, indem ich mögliche Lesarten vorstelle, als was (und wie) sie gelesen werden kann.
ZusammenfassungNach Adorno besteht das kritische Potential von Kunst in der Arbeit gegen den gesellschaftlichen Schein. Indem Adorno Kunst allerdings auf eine dialektische Strategie verpflichtet, legt er
It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the... more
It has been a widespread and persistent rumour (albeit a productive one) that the self-reflexive tendency of the Avant-gardes is to be understood either in terms of materiality or form. The narrative underlying this is structured by the traditional, but problematic, contradiction between ‘form’ and ‘material’, and, moreover, between ‘formality’ and ‘materiality’. Consequently, theories of the aesthetics of matter tend to focus on the material as an immediate objective fact and regard Avant-garde materiality as being of a certain (non-formal) quality. The realization and production of materiality is elucidated according to somewhat vague terms such as appearance, emergence and event. The techniques of the Avant-garde are thus reduced to unconscious and unintentional procedures. The dissolving of formal borders, intermediaries and hybrid forms are understood to be the result of a ‘performativization’ of the arts. However, elucidating the logic of the aesthetics of matter as a paradigmatic turn in this way is reductive. In my paper I will discuss the problems of this reduction by reconsidering some reflections of Theodor W. Adorno.